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Aquae Helveticae, römischer Vicus / mittelalterliche / neuzeitliche Stadt

Aquae Helveticae, römischer Vicus / mittelalterliche / neuzeitliche Stadt Baden

Aquae Helveticae, römischer Vicus / mittelalterliche / neuzeitliche Stadt

Im Herzen von Baden in der Schweiz verbirgt sich ein Schatz, der Geschichten von alten Zivilisationen und heilenden Wassern erzählt - Aquae Helveticae. Diese römische Siedlung, die um die Wende zum ersten Jahrtausend blühte, ist ein Zeugnis für die Einfallsreichtum und kulturelle Vielfalt des Römischen Reiches. Am Ufer der Limmat gelegen, bietet Aquae Helveticae eine faszinierende Reise in die Vergangenheit, wo man noch die Echos von römischen Legionären und das geschäftige Treiben von Händlern und Handwerkern spüren kann.

Die Entstehung von Aquae Helveticae

Die Ursprünge von Aquae Helveticae reichen bis kurz nach der Wende zum ersten Jahrhundert zurück. Römische Legionäre aus dem nahegelegenen Militärlager Vindonissa, dem heutigen Windisch, entdeckten die heilenden Thermalquellen von Baden. Die 46,6°C warmen Wasser wurden als therapeutisch angesehen, was die Römer dazu veranlasste, aufwendige Thermen zu errichten. Diese Bäder wurden zum Mittelpunkt einer lebhaften Siedlung von Händlern und Handwerkern, die als Vicus bekannt war.

Geschichtliche Turbulenzen und Widerstandskraft

Die Geschichte von Aquae Helveticae ist geprägt von Wohlstand und Widrigkeiten. Im turbulenten Jahr der Vier Kaiser (69 n. Chr.) erlitt die Siedlung Verwüstungen. Die 21. Legion, loyal zum rivalisierenden Kaiser Vitellius, unternahm einen Strafzug gegen die Helvetier, die sich mit Kaiser Galba verbündet hatten. Unter dem Kommando von Aulus Caecina Alienus plünderten die Legionäre die umliegenden Güter und Siedlungen, darunter auch Aquae Helveticae. Trotz der Zerstörung blieben die Thermen intakt, was ihre robuste Bauweise beweist.

Nach dem Aufstieg von Kaiser Vespasian wurde die 11. Legion in Vindonissa stationiert, um beim Wiederaufbau von Aquae Helveticae zu helfen. Die hölzernen Strukturen wurden durch solide Ziegelgebäude ersetzt, was eine neue Ära des Wohlstands einläutete. Bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts florierte die Siedlung und zog Besucher von nah und fern an, dank ihrer berühmten Thermen und der strategischen Lage an der Limmatbrücke.

Der Niedergang und das Vermächtnis

Das 3. Jahrhundert brachte Herausforderungen, als die Alemannen zahlreiche Überfälle starteten, was zu einem Rückgang der Bevölkerung und der Größe der Siedlung führte. Der vorübergehende Rückzug der römischen Truppen über die Alpen ließ die Bewohner verwundbar zurück. Trotz dieser Rückschläge gibt es Hinweise darauf, dass Aquae Helveticae bis in die Spätantike bewohnt blieb, wenn auch in kleinerem Umfang. Ein im Jahr 275 n. Chr. errichteter Meilenstein, Überreste von Befestigungen und zahlreiche Münzen aus dem 4. Jahrhundert deuten auf eine fortdauernde Besiedlung hin.

Der Name und seine Echos

Obwohl in Baden keine direkten Inschriften mit dem Namen Aquae Helveticae gefunden wurden, liefern historische Berichte interessante Hinweise. Eine Steintafel aus dem 2. Jahrhundert, die in Wettingen, einer Nachbarstadt, entdeckt wurde, erwähnt die Widmung eines Tempels an die Göttin Isis durch Lucius Annusius Magianus für die Dorfbewohner von Aquae Helveticae. Zudem wurden bronzene Messerscheidenbeschläge, die von einem lokalen Handwerker namens Gemellianus gefertigt wurden, im gesamten Römischen Reich als Souvenirs verteilt, was den Ruhm der Siedlung weiter bezeugt.

Die Siedlungsstruktur

Aquae Helveticae war strategisch an den Kreuzungen bedeutender römischer Handelsrouten gelegen. Die Hauptstraße verband Augusta Raurica (das heutige Augst) mit Vindonissa und Vitudurum (dem heutigen Oberwinterthur) und erstreckte sich bis nach Brigantium (dem heutigen Bregenz). Eine weitere Straße führte nach Turicum (Zürich) und zu den Alpenpässen in Graubünden, was die kommerzielle Bedeutung der Siedlung erhöhte.

Die Siedlung verfügte über gut gepflegte Straßen, die etwa 5 bis 6 Meter breit waren und von Gebäuden mit Arkaden gesäumt wurden. Diese Bauten beherbergten Geschäfte und Werkstätten im vorderen Bereich, während sich Wohnbereiche und Höfe im hinteren Teil befanden. Die Gebäude in der Nähe des Straßenkreuzes, wo sich heute der moderne Kurpark befindet, waren besonders prächtig und ähnelten Villen. Die Fülle an Waffen und Rüstungen, die in der Gegend gefunden wurden, deutet auf eine starke militärische Präsenz hin.

Archäologische Entdeckungen

Die genauen Standorte öffentlicher Gebäude in Aquae Helveticae bleiben schwer fassbar, doch im Laufe der Jahre wurden bedeutende Entdeckungen gemacht. Im Jahr 1967 wurden während des Baus des Staadhofs Teile der zuvor unbekannten Thermen freigelegt. Diese umfassten zwei mit Marmor verkleidete Badebecken, die 5 × 11 Meter und 7 × 15 Meter maßen, sowie vier kleinere Wannen. Das Wasser wurde über eine 50 Meter lange Leitung von einer der Thermalquellen zugeführt.

Jüngste Ausgrabungen durch die Kantonsarchäologie Aargau von 2009 bis 2012 haben neues Licht auf das Layout und die Infrastruktur der Siedlung geworfen. Zudem wurden bei Erkundungen in Ennetbaden, auf der anderen Seite der Limmat, ein luxuriöses terrassiertes Gebäude aus dem frühen 2. Jahrhundert entdeckt. Diese Struktur war mit Fresken, Mosaiken, marmorverkleideten Wänden und Fußbodenheizung ausgestattet und unterstreicht den Luxus, den einige Bewohner genossen.

Ein Besuch in Aquae Helveticae heute

Heute können Besucher in Baden die Überreste von Aquae Helveticae erkunden und in seine reiche Geschichte eintauchen. Die noch immer funktionierenden Thermen bieten die einzigartige Möglichkeit, die gleichen heilenden Wasser zu erleben, die schon römische Legionäre vor Jahrhunderten anzogen. Der Kurpark, einst das Herz der römischen Siedlung, bietet eine ruhige Umgebung, um über die Vergangenheit nachzudenken und gleichzeitig moderne Annehmlichkeiten zu genießen.

Für Geschichtsinteressierte bietet das lokale Museum Artefakte und Ausstellungen, die die römische Ära lebendig werden lassen. Von kunstvoll gestalteter Keramik bis hin zu Überresten römischer Architektur bietet das Museum einen faszinierenden Einblick in das tägliche Leben der Bewohner von Aquae Helveticae. Geführte Touren und archäologische Stätten bereichern das Erlebnis weiter, sodass ein Besuch dieser antiken Siedlung zu einer Reise durch die Zeit wird.

Zusammenfassend steht Aquae Helveticae als Zeugnis für das bleibende Erbe des Römischen Reiches in der Schweiz. Seine Thermen, die strategische Lage und die lebendige Geschichte faszinieren weiterhin Besucher und bieten eine einzigartige Mischung aus antikem Erbe und moderner Entspannung. Ob ihr Geschichtsbegeisterte seid oder einfach nur eine erholsame Auszeit sucht, Aquae Helveticae in Baden verspricht ein unvergessliches Erlebnis.

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