In der bezaubernden Stadt Bopfingen, eingebettet in die malerische Landschaft des Ostalbkreises in Baden-Württemberg, befindet sich ein verborgener Schatz der spätgotischen Kunst – der Herlin-Altar. Dieses prächtige Flügelretabel, das in der evangelischen Stadtkirche St. Blasius untergebracht ist, zeugt von der reichen kulturellen und religiösen Geschichte der Region. Seine kunstvolle Gestaltung und historische Bedeutung machen es zu einem Muss für Kunstliebhaber und Geschichtsinteressierte.
Die Ursprünge des Herlin-Altars reichen bis ins Jahr 1472 zurück, als er von der Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Mariä Himmelfahrt in Kirchheim am Ries in Auftrag gegeben wurde. Das Kloster hatte das Patronatsrecht über die Pfarrkirche St. Blasius, die dem heiligen Blasius, einem der Vierzehn Nothelfer, geweiht war. Diese Widmung wurde erstmals in einem Ablassbrief von 1299 erwähnt, der die Bedeutung der Kirche als Wallfahrtsort für Heilungssuchende hervorhob.
Um eine Reliquie des heiligen Blasius zu ehren, die 1465 von Graf Johann von Helfenstein geschenkt wurde, wurde ein neuer Altar bei der Werkstatt des renommierten Nördlinger Malers Friedrich Herlin in Auftrag gegeben. Herlin, beeinflusst von den niederländischen Meistern Rogier van der Weyden und Jan van Eyck, entwarf das Retabel, während die kunstvollen Holzschnitzereien von den geschickten Handwerkern der damaligen Zeit ausgeführt wurden.
Der Herlin-Altar ist ein faszinierendes Meisterwerk, das Malerei und Skulptur harmonisch vereint. Geschlossen zeigen die äußeren Flügel Szenen aus dem Leben des heiligen Blasius. Auf dem linken Flügel ist der Heilige als Bischof dargestellt, gefangen von den Soldaten des römischen Statthalters. Eine wundersame Szene entfaltet sich, als Blasius das Schwein einer Frau vor einem Wolf rettet, was seine göttliche Intervention symbolisiert.
Der rechte Flügel zeigt das Martyrium des heiligen Blasius, der mit Dornen gefoltert wird. Im Hintergrund ist er in einem Turm eingesperrt dargestellt, während er ein Geschenk in Form eines Schweinskopfes und -füßen von der dankbaren Frau erhält, der er geholfen hat. Die Stadtansichten im Hintergrund erinnern an Rothenburg ob der Tauber und spiegeln Herlins künstlerische Einflüsse wider.
Beim Öffnen des Altars werden die Besucher von den lebhaften inneren Tafeln begrüßt. Die linke Tafel zeigt die Geburt Christi, mit dem Christkind zu Füßen Marias. Josef steht in der Nähe und hält eine Kerze, während zwei Hebammen Unterstützung leisten. Die Szene spielt in einem verfallenen Raum, der die Vergänglichkeit weltlicher Macht symbolisiert.
Die rechte Tafel zeigt die Anbetung der Könige, die dem Christkind ihre Gaben darbringen. Ihre prächtigen Gewänder repräsentieren verschiedene Zeitalter und Kontinente und verleihen der Szene eine universelle Dimension.
Im Zentrum des Altars befinden sich drei geschnitzte Tafeln, die einem Bildhauer zugeschrieben werden, der von Niclas Gerhaert van Leyden beeinflusst wurde. Die zentrale Figur ist Maria, gekrönt und das Christkind haltend, dem sie eine Traube anbietet, die die Eucharistie symbolisiert. Zu ihren Seiten stehen der heilige Blasius, der ein Kind vor dem Ersticken rettet, und der heilige Christophorus, der das Christkind über einen Fluss trägt.
Unter den Haupttafeln diente die Predella ursprünglich als Reliquienschrein, der durch ein Eisengitter sichtbar war. Heute beherbergt sie geschnitzte Figuren aus dem 15. Jahrhundert, die Christus und die zwölf Apostel darstellen, was die spirituelle Bedeutung des Altars noch verstärkt.
Zusammenfassend ist der Herlin-Altar nicht nur ein künstlerisches Wunderwerk, sondern auch ein Fenster in das spirituelle und kulturelle Leben des spätmittelalterlichen Deutschlands. Seine kunstvollen Details und der historische Kontext bieten einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit und machen ihn zu einem unverzichtbaren Ziel für jeden, der Bopfingen besucht. Ob ihr Kunstliebhaber oder neugierige Reisende seid, der Herlin-Altar verspricht ein unvergessliches Erlebnis, das die Hingabe und das handwerkliche Können einer vergangenen Ära widerspiegelt.
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