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Marienkirche

Marienkirche Gelnhausen

Marienkirche

Im malerischen Städtchen Gelnhausen in Hessen, Deutschland, erhebt sich die Marienkirche als Zeugnis der reichen Geschichte und architektonischen Meisterleistung des Mittelalters. Diese beeindruckende Kirche, die im romanisch-gotischen Übergangsstil erbaut wurde, ist nicht nur die größte Kirche in Gelnhausen, sondern auch das bekannteste Wahrzeichen der Stadt. Als Hauptkirche der evangelischen Gemeinde von Gelnhausen gehört sie zum Kirchenkreis Kinzigtal innerhalb der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

Die historische Bedeutung der Marienkirche

Die Geschichte der Marienkirche ist eng mit der Gründung von Gelnhausen verbunden, das 1170 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa als Reichsstadt gegründet wurde. Der Bau der Kirche begann kurz darauf mit dem Westturm. In dieser Zeit entstanden auch zwei weitere bedeutende mittelalterliche Bauwerke in Gelnhausen: das Romanische Haus, das als Sitz des kaiserlichen Vogts diente, und die Kaiserpfalz.

Die früheste schriftliche Erwähnung der Marienkirche stammt aus dem Jahr 1223 in einem Dokument von Papst Honorius III. Bis 1238 wurde die Kirche als ecclesia sancte Marie in Geylenhusen bezeichnet, was darauf hindeutet, dass sie zu diesem Zeitpunkt weitgehend fertiggestellt war. Die Pfarrrechte der Kirche wurden von den Prämonstratenser-Chorherren von Selbold gesichert, und diese Rechte wurden später 1543 von der Stadt Gelnhausen erworben, nachdem das Kloster Selbold während des Bauernkriegs 1525 zerstört worden war.

Die architektonische Entwicklung

Die Marienkirche ist ein Meisterwerk des rheinischen Übergangsstils und vereint spätromanische und frühgotische Architekturelemente. Der Bau der Kirche schritt von Westen nach Osten voran, wobei der Westturm um 1195 in rein romanischem Stil fertiggestellt wurde. Der Hauptkörper der Kirche, einschließlich des Hauptschiffs und der Seitenschiffe, wurde im frühen 13. Jahrhundert errichtet. Die Seitenschiffe waren ursprünglich niedriger als heute, ihre Traufen erreichten die Höhe der heutigen Arkadenfriese.

Der Chor, das Querschiff und die Seitenkapellen folgten, wobei zunehmend frühgotische Elemente einflossen. Der Grundstein der Sakristei, ursprünglich Teil eines Chorpfeilers, trägt die Jahreszahl 1232 und markiert den Abschluss der Außenarbeiten am Chor. Der Name des Baumeisters Heinrich Vingerhuth ist auf dem Giebel des Nordportals verewigt, obwohl das Ausmaß seines Einflusses auf das Design unklar bleibt.

Mitte des 13. Jahrhunderts war die Hauptstruktur der Kirche unter Dach, und um 1250 hatten die östlichen Türme ihre volle Höhe erreicht. In dieser letzten Bauphase wurde das Triumphkreuz hinzugefügt, was den Abschluss der Kirche nach etwa 80 Jahren Bauzeit markierte. Spätere Änderungen hatten nur geringen Einfluss auf ihr charakteristisches Erscheinungsbild.

Spätere Änderungen und Renovierungen

Im 13. Jahrhundert wurden die Seitenschiffe nach Westen verlängert, um den Westturm zu umschließen. Im 15. Jahrhundert wurden die Seitenschiffe erhöht und gotische Maßwerkfenster hinzugefügt, wobei die ursprünglichen romanischen Fenster größtenteils zugemauert wurden. Auch das Innere wurde verändert, indem eine Galerie in den Seitenschiffen hinzugefügt wurde. Das Jahr 1446 ist an der nordwestlichen Ecke eingraviert und erinnert an diese Renovierungen.

Im 17. Jahrhundert gab es bedeutende Veränderungen, darunter das Verputzen der ursprünglich farbigen Skulpturen und Kapitelle sowie die Steillegung der Seitenschiffdächer, die teilweise die Obergadenfenster des Hauptschiffs verdeckten. Im späten 19. Jahrhundert führte der Architekt Heinrich von Schmidt eine umfassende Renovierung durch, um den mittelalterlichen Raumeindruck der Kirche wiederherzustellen. Dazu gehörte die Entfernung der Seitenschiffgalerien und die Freilegung des Mauerwerks. Die Orgel, die noch heute existiert, wurde ebenfalls in dieser Zeit installiert.

Im 20. Jahrhundert wurden weitere Restaurierungen durchgeführt, darunter die Freilegung und Erhaltung mittelalterlicher Fresken im Chor, die Wiederinstallation der Renaissancekanzel und die umfassende Restaurierung von Kunstschätzen, Wandteppichen, Altären und Epitaphien. Eine große Außenrestaurierung von 1987 bis 1999 umfasste die Reparatur des gesamten Außenputzes, aller Dachkonstruktionen und des stark beschädigten Sandsteins. Die Dächer wurden im traditionellen Altdeutschen Stil mit Schiefer neu gedeckt, und die Wasserspeier an den Türmen wurden stillgelegt, um die Dächer und Wände vor Wasserschäden zu schützen.

Die Marienkirche heute erkunden

Besucher der Marienkirche werden von einer beeindruckenden Mischung aus romanischer Solidität und gotischer Eleganz empfangen. Das Innere der Kirche ist ein Schatzhaus mittelalterlicher Kunst, mit zahlreichen Altären und anderen Werken, die dank des relativ reibungslosen Übergangs zum Luthertum während der Reformation erhalten geblieben sind. Das Hauptschiff, mit seinen frühgotischen Säulen, führt zum reich verzierten Chor und schafft eine visuell fesselnde Progression von Einfachheit zu Pracht.

Die Kirche beherbergt auch mehrere bemerkenswerte Merkmale, darunter die Renaissancekanzel von 1600, mittelalterliche Fresken und filigrane Steinmetzarbeiten. Das Äußere, mit seinen hohen Türmen und detaillierten Steinmetzarbeiten, bietet einen Einblick in die architektonische Entwicklung des 12. und 13. Jahrhunderts.

Die Marienkirche ist nicht nur ein Ort der Anbetung, sondern auch ein lebendiges Museum der Geschichte und Architektur. Ihre Mauern erzählen die Geschichte von Gelnhausens Vergangenheit, von seiner Gründung als Reichsstadt bis zu seiner Rolle in der Reformation und darüber hinaus. Ob ihr Geschichtsinteressierte, Architekturbegeisterte oder einfach nur neugierige Reisende seid, ein Besuch in der Marienkirche verspricht ein unvergessliches und bereicherndes Erlebnis zu werden.

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