In der malerischen Stadt Holzminden in Niedersachsen steht ein architektonisches Juwel, das Geschichten aus der Vergangenheit erzählt. Das Torhaus, auch bekannt als Torhaus am Katzensprung, ist ein prächtiges Beispiel für die deutsche Architektur des frühen 20. Jahrhunderts und ein Zeugnis der Widerstandsfähigkeit der Menschen in schwierigen Zeiten. Dieses Fachwerkhaus mit seinem markanten Sandsteindach wurde 1922 erbaut, einer Zeit, die von wirtschaftlichen Turbulenzen und Hyperinflation im Deutschen Reich geprägt war.
Die Geschichte des Torhauses beginnt 1921, als die Stadt Holzminden ihr Vorkaufsrecht nutzte, um Grundstücke für den Bau einer neuen Straße zu erwerben, die die Neue Straße mit der Oberbachstraße verbinden sollte. Die Stadt und der Stadtbaumeister Leopold Scherman entschieden sich, ein Torhaus mit zwei oder drei Wohnungen darüber zu errichten. Diese Entscheidung wurde durch den dringenden Wohnungsbedarf und die finanzielle Unterstützung aus dem Landesanleihe zur Förderung des Wohnungsbaus Fonds beeinflusst.
Trotz der finanziellen Unterstützung durch die örtliche Firma Eisenschmidt AG, die 34 Millionen Mark beisteuerte, machte die Hyperinflation diese Unterstützung praktisch wertlos. 1923 mietete die Eisenschmidt AG die Wohnungen und zahlte astronomische vier Milliarden Mark Miete für das letzte Quartal des Jahres. Leider meldete das Unternehmen am 18. August 1924 Insolvenz an. Danach wurden die Wohnungen von Mitarbeitern der Holzmindener Möbelfabrik AG bewohnt.
1925 wurde das Stadtwappen an der Ostseite des Gebäudes angebracht. Bürgermeister Albert Jeep verteidigte den Bau des Torhauses und betonte die Verpflichtung der Stadt, Wohnraum bereitzustellen, wenn Privatpersonen sich den Bau von Häusern nicht leisten konnten. Dieser Gedanke wird eindrucksvoll in der Inschrift auf dem Schlussstein des Torbogens festgehalten: Mich baute der Rat in schlechten Zeiten. Mögen bessere mich durchschreiten.
Das Torhaus erlebte bedeutende Ereignisse während des Zweiten Weltkriegs. In der Nacht des 9. November 1938, bekannt als Reichspogromnacht, wurde die nahegelegene Synagoge, die 1838 erbaut worden war, zerstört. Die Synagoge wurde schließlich 1968 abgerissen. Eine Gedenktafel im Torhaus, die am 9. November 1999 angebracht wurde, erinnert an dieses tragische Ereignis.
In den letzten Jahren wurde das Torhaus umfangreich renoviert, um seine historische Integrität zu bewahren. 2014 wurden das Innere, die Treppe und die Fenster mit Mitteln von Sponsoren und 50.000 Euro aus dem städtischen Haushalt renoviert. Ende 2017 wurde das Sandsteindach für 116.000 Euro restauriert und die Fassade für 19.000 Euro neu gestrichen. Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung steuerte 20.000 Euro zu den Erhaltungskosten bei. Die ursprüngliche grüne Fassadenfarbe des Gebäudes wurde in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege in Hannover wiederhergestellt. Auf dem Dachfirst weht stolz die Fahne von Holzminden.
Seit seiner Entstehung hat das Torhaus verschiedene Zwecke erfüllt. 1926 beherbergte es das Heimatmuseum für die mittlere Oberweserregion, das vom Kaufmann Carl Hampe gegründet wurde. In den 1990er Jahren war es Heimat eines privaten Puppen- und Spielzeugmuseums. Am 23. April 2016 wurde das Torhaus als Museum für Industriegeschichte und Kunst wiedereröffnet. Das Museum zeigt Exponate von lokalen Unternehmen wie Stiebel Eltron, Müller+Müller, Otto Künnecke, Symrise AG und der Allersheim Brauerei. Es dient auch als Veranstaltungsort für Seminare und ist somit ein Zentrum für kulturelle und bildende Aktivitäten.
Heute wird das Torhaus von der Holzminden Stadtmarketing GmbH und der Bürgerstiftung Holzminden verwaltet. Es steht als Symbol für die Widerstandsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und das Engagement der Stadt, ihr Erbe zu bewahren. Besucher des Torhauses können die faszinierenden Ausstellungen des Museums erkunden, die Einblicke in die Industriegeschichte und künstlerischen Errungenschaften der Region bieten. Das Gebäude selbst, mit seiner charmanten Fachwerkarchitektur und historischen Bedeutung, ist ein Muss für jeden, der Holzminden besucht.
Das Torhaus in Holzminden ist mehr als nur ein historisches Gebäude; es ist ein Zeugnis des unermüdlichen Geistes der Stadt und ihrer Bewohner. Von seiner Errichtung in den schwierigen Zeiten der Hyperinflation bis hin zu seiner Rolle als Museum und Kulturzentrum bleibt das Torhaus ein wesentlicher Bestandteil des Erbes von Holzminden. Seine Mauern erzählen Geschichten von Widerstandskraft, Gemeinschaft und dem Lauf der Zeit, was es zu einer unverzichtbaren Attraktion für alle macht, die sich für Geschichte, Architektur und das reiche kulturelle Gefüge Niedersachsens interessieren.
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