Die St. Nicolaikirche, auch bekannt als St. Nicolai, ist die ältere der beiden evangelisch-lutherischen Gemeindekirchen in der malerischen Stadt Lemgo in Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Sie befindet sich in der Nähe des Marktplatzes, östlich des Rathauses und südlich der Mittelstraße, die die Altstadt von Lemgo von West nach Ost durchquert. Die Kirche ist von grünen, baumgesäumten Flächen im Norden und Süden umgeben.
Der Bau der St. Nicolaikirche begann kurz nach der Gründung der Stadt um 1190. Ursprünglich als kreuzförmige Basilika im romanischen Stil geplant, wurde sie dem heiligen Nikolaus von Myra, dem Schutzpatron der Seeleute und Fernhändler, gewidmet, was gut zu einer Hansestadt passt. Die romanische Kirche, die nach etwa 50 Jahren fertiggestellt wurde, war deutlich kleiner als das heutige Gebäude. Die ursprünglichen niedrigen und schmalen Seitenschiffe sind im Turmbereich noch erkennbar und erstrecken sich längs bis zu der noch erhaltenen Stufe hinter dem Altar.
Um 1300 entschied man sich, die schmalen Seitenschiffe abzureißen und neue zu bauen, die fast so hoch und breit wie das Mittelschiff waren, wodurch die Kirche in eine gotische Hallenkirche umgewandelt wurde. Die romanischen Elemente blieben nur im Turmbereich erhalten. Ein schönes Querhausportal aus dem spätromanischen Vorgängerbau zeigt den Übergang vom romanischen Rundbogen zum gotischen Spitzbogen.
Die gotischen Bauelemente, wie das Gewölbe, stammen aus Anjou, einem Herzogtum um Angers an der Loire. Es wird vermutet, dass Bernhard II., der Gründer von Lemgo, eine Bauhütte von dort mitbrachte, möglicherweise nachdem er einige Zeit in der Region verbracht hatte. Bis 1375 hatte die Kirche ihre heutige Form erreicht. Pläne zur Erweiterung des Chorraums wurden aufgrund einer Pestepidemie, die die Bauarbeiten stoppte, aufgegeben.
Die ungewöhnliche Doppelturmfassade für eine Stadtkirche sollte die Macht der Herren von Lippe demonstrieren. Allerdings gehört nur der südliche Turm, der die Glocken beherbergt, zur Kirche. Der Turmhelm, der 1660 durch einen Tornado weggeweht wurde, wurde drei Jahre später durch einen gedrehten Helm ersetzt, der von Salomon Möller aus Hildesheim gefertigt und mit 17 Tonnen Blei bedeckt wurde. Solche gedrehten Helme, bekannt als clocher tors, sind besonders in Frankreich verbreitet. Der nördliche Turm, der der Stadt gehört, enthält das Wächterzimmer, das bis 1854 bewohnt war, komplett mit Kamin, Wohnraum und Ausguck. Das Glockenspiel erklingt alle zwei Stunden während des Tages.
Das älteste Stück der Innenausstattung ist ein Altarrückwand aus etwa 1280, eingebettet in die Nordwand. Es zeigt drei Szenen: die Verkündigung an Maria, die Geburt Christi und die Auferstehung Christi mit den Wächtern am Grab. Bemerkenswert ist, dass Joseph unter dem Bett versteckt dargestellt wird, mit einem jüdischen Hut, eine Anordnung des Vierten Laterankonzils von 1215, das Juden vorschrieb, sich durch spezielle Kleidung zu kennzeichnen.
Das Tympanon in der westlichen Hochwand des südlichen Seitenschiffs, das aus derselben Zeit stammt, zeigt Christus erhöht zwischen Maria und Johannes. Nach 1300 zieren Engel das Gesims der Nordwand und eine Statue des heiligen Christophorus gegenüber dem Nordportal. Es wurde geglaubt, dass das Anschauen dieser Figur und das Bekreuzigen Segen für den Tag bringen würde.
Die Fresken an der Ost- und Südwand, die um 1370 entstanden, zeigen bedeutende biblische Figuren. Die Ostwand zeigt Jakobus den Älteren und Johannes links, und Paulus und Petrus rechts, mit Weihekreuzen darunter. Die Südwand zeigt Jakobus, Johannes, Bartholomäus und Thomas in hohen, schmalen Gehäusen unter Türmen, die Schriftrollen mit dem lateinischen Text des Glaubensbekenntnisses halten.
Das große Kruzifix über dem Altar, das zwischen 1470 und 1480 datiert, hängt dort, wo einst der Lettner den Chor, der vor der Reformation nur für Priester zugänglich war, vom Hauptkirchenbereich für die Gemeinde trennte. Ein bedeutendes Stück Steinmetzkunst, das Sakramentshaus von 1477, steht an der Nordwand. Bilderstürmer aus der Reformationszeit zerstörten die Figuren 1531, nur der Pelikan an der Spitze blieb erhalten, der die opfernde Liebe Christi symbolisiert.
1533 führte der Stadtrat von Lemgo die Braunschweiger Kirchenordnung von Johannes Bugenhagen ein, wodurch Lemgo lutherisch wurde. Diese Entscheidung blieb bestehen, selbst als Graf Simon VI. 1604 die Grafschaft zum Calvinismus reformierte und nur calvinistische Pastoren ernannte. Diese trotzige Haltung führte dazu, dass der Sohn des Grafen den Regierungssitz von Lemgo nach Detmold verlegte. Das Prinzip cuius regio, eius religio, das im Augsburger Religionsfrieden festgelegt wurde, galt zunächst nur für Katholiken und Lutheraner, wurde aber im Westfälischen Frieden von 1648 auf die reformierte (calvinistische) Konfession ausgeweitet.
Die reich verzierte Kanzel, die kurz nach 1600 geschaffen wurde, betont die Bedeutung der Predigt im lutherischen Gottesdienst. Sie trägt deutsche Inschriften und verschlungene griechische Buchstaben X (Chi) und P (Rho), die Initialen des griechischen Wortes ΧPHΣTOΣ (Christus). Der aufwendig dekorierte Kanzeldeckel, der den Heiligen Geist als Taube symbolisiert, stammt aus der Zeit um 1630. Das Geländer der Treppe trägt die Inschrift: Das Evangelium Christi ist eine Kraft Gottes, die alle rettet, die daran glauben. Die Kanzel selbst trägt einen Text aus dem Römerbrief in Niederdeutsch.
Das Taufbecken im Osten des südlichen Seitenschiffs, geschaffen vom Lemgoer Bildhauer Georg Crossmann im Jahr 1597, trägt eine lateinische Inschrift aus Markus 16:16. Der bewegliche Deckel, der an einer Kette hängt, zeigt Christus, wie er von Johannes dem Täufer getauft wird. Das Geländer, geschmückt mit typischen Weserrenaissance-Dekorationen, enthält Inschriften aus dem Neuen Testament, die sich auf die Taufe beziehen. Die Tür wird von Säulen flankiert und von Hochrelieffiguren von Christus als Weltenherrscher und Johannes dem Täufer mit dem Lamm Gottes gekrönt. Der Giebel des Portals zeigt Petrus und Paulus, mit Christus und zwei Kindern darüber, die auf Markus 10:14 verweisen.
Die Entstehung des frühbarocken Hochaltars im Chorbereich ist mit einem historischen Ereignis verbunden: Am 12. September 1636 drang eine Gruppe schwedischer Soldaten in Lemgo ein und plünderte die Stadt gründlich. Nach dem Abzug der Schweden sollte die Turmbesatzung zur Rechenschaft gezogen werden. Der Bildhauer Hermann Voß entkam jedoch nach Hameln, wo er genug verdiente, um die Stadtstrafe zu zahlen. 1641 bot Voß an, der Kirche einen schönen Altar von 32 Fuß Höhe und 12 Fuß Breite zu stiften, im Austausch für die Aufnahme in das Brüderkloster vor St. Johannispforten. Der Stadtrat akzeptierte, und 1643 wurde der Hochaltar mit Ohrmuschel- und Knorpelwerkformen geschaffen. Die Gemälde von Berent Woltemate zeigen die Himmelfahrt Christi oben und das Abendmahl unten, was das zentrale Anliegen der Reformation, die Abendmahlsgemeinschaft in beiderlei Gestalt, betont.
Die St. Nicolaikirche, mit ihrer reichen Geschichte, architektonischen Pracht und künstlerischen Schätzen, steht als Zeugnis von Lemgos kulturellem und religiösem Erbe. Ihre Wände hallen wider von Jahrhunderten des Glaubens, der Widerstandskraft und künstlerischen Leistung und machen sie zu einem Muss für jeden, der diese malerische Stadt erkundet.
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