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Kanonissen-, später Kollegiatstift Meschede

Kanonissen-, später Kollegiatstift Meschede Meschede

Kanonissen-, später Kollegiatstift Meschede

St. Walburga, auch bekannt als Kanonissenstift, ist ein beeindruckendes historisches und architektonisches Kleinod im charmanten Städtchen Meschede in der malerischen Region Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Diese alte Stätte, deren Ursprünge bis in die karolingische Zeit zurückreichen, bietet Besuchern einen faszinierenden Einblick in das reiche Geflecht europäischer Geschichte, Kultur und Religion.

Die Ursprünge von St. Walburga

Die Ursprünge von St. Walburga liegen im Nebel der Zeit und reichen bis ins 9. Jahrhundert zurück. Gegründet als Frauenkloster, wird angenommen, dass es zwischen 804 und 860 errichtet wurde, was es zu einem der ältesten Frauenklöster in Westfalen macht. Die Gründung des Klosters wird Emhildis, einer Adligen aus der Familie Ricdag, zugeschrieben, die später zu den Grafen von Werl wurden. Obwohl ihr Name erst im 12. Jahrhundert in Dokumenten auftaucht, ist die Verbindung des Klosters mit den Adelsfamilien von Werl und später Arnsberg gut dokumentiert. Die Äbtissinnen stammten oft aus diesen einflussreichen Familien, und die Grafen dienten als Erbschutzherren des Klosters bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1368.

Die Umwandlung in ein Kanonikerstift

Ursprünglich der Jungfrau Maria gewidmet, wurde das Kloster zu einem Zentrum der Verehrung von St. Walburga, deren Reliquien zwischen 911 und 918 durch die Bemühungen von König Konrad I. nach Meschede gebracht wurden. Der Status und der Reichtum des Klosters wuchsen im Laufe der Jahrhunderte dank großzügiger Spenden hochrangiger Adliger und sogar der ottonischen Kaiser. König Otto I. verlieh dem Kloster Zoll- und Marktrechte, während Kaiser Otto III. ihm den Haupthof in Stockhausen sowie etwa 20 weitere Höfe schenkte. Diese und andere Spenden, zusammen mit dem Reichtum der Klosterfrauen, ermöglichten es St. Walburga, beträchtlichen Landbesitz und Reichtum anzuhäufen.

Im frühen 14. Jahrhundert erfuhr das Kloster eine bedeutende Umwandlung. Nach dem Tod der Äbtissin Agnes von Arnsberg im Jahr 1310 wandelte Erzbischof Heinrich II. von Köln das Frauenkloster in ein Kanonikerstift für Männer um. Diese neue Gemeinschaft, die aus etwa 15 Mitgliedern bestand, wurde von einem Propst geleitet, der die zuvor von der Äbtissin gehaltenen Rechte übernahm. Die Kanoniker, im Gegensatz zu Mönchen, waren weltliche Priester, die das Einkommen der Gemeinschaft unter sich aufteilten und verschiedene Aufgaben erfüllten, darunter als Pfarrpriester und Lehrer an der Klosterschule.

Die architektonische Entwicklung von St. Walburga

Die architektonische Geschichte von St. Walburga ist ebenso reich und vielfältig wie ihr spirituelles Erbe. Die ursprüngliche Kirche, die um 900 erbaut wurde, hatte tonnengewölbte Seitenschiffe in der Krypta und quadratische Eckräume. Eine halbkreisförmige zentrale Struktur der Krypta stammt aus der romanischen Zeit, mit einer Weihe zwischen 1169 und 1191. Die heutige Hallenkirche wurde auf den Fundamenten des früheren vorromanischen Gebäudes in den Jahren 1663-1664 errichtet und kombiniert gotische Elemente im Barockstil.

Während des Zweiten Weltkriegs erlitt die Kirche erhebliche Schäden bei einem Bombenangriff am 19. Februar 1945, der das Dach des Kirchenschiffs und den Glockenturm schwer beschädigte. Trotz Plänen, die Kirche an einem anderen Ort wieder aufzubauen, setzte sich der damalige Pfarrer erfolgreich für die Restaurierung am ursprünglichen Standort ein. Die Kirche wurde anschließend zwischen 1947 und 1954 repariert.

Bedeutende Entdeckungen und Schätze

Im Jahr 1965 machten Archäologen während Renovierungsarbeiten eine bemerkenswerte Entdeckung: ein leeres Kultgrab aus dem 12. Jahrhundert unter dem Altar der ursprünglichen Kirche. Dieses Grab enthielt wahrscheinlich einst die Reliquien von St. Walburga, die während des Dreißigjährigen Krieges verloren gingen. Heute beherbergt ein von der Künstlerin Anne Wagner geschaffener Bronzesarg Reliquien von St. Walburga, die aus Eichstätt gestiftet wurden. In der Nähe sind auch Reliquien von St. Liborius, St. Edith Stein, dem seligen Marcel Callo und anderen frühchristlichen Heiligen erhalten.

Eine weitere bedeutende Entdeckung war der Fund von 120 Tongefäßen, die in die Wände und den Boden der Kirche eingebettet waren und aus der Zeit zwischen 897 und 913 stammen. Diese Gefäße, wahrscheinlich inspiriert von den Schriften des römischen Architekten Marcus Vitruvius Pollio, sollten die Akustik der Kirche verbessern. Diese Entdeckung hat wertvolle Einblicke in die frühmittelalterliche Keramik und Bautechnik geliefert.

Das musikalische Erbe von St. Walburga

Das musikalische Erbe von St. Walburga ist ebenso beeindruckend. Die erste Orgel, gebaut von der Eggert Orgelbau-Anstalt im Jahr 1881, wurde nach dem Ersten Weltkrieg ersetzt, aber im Bombenangriff von 1945 zerstört. Die aktuelle Orgel, die 1982 von der Orgelbaufirma Si installiert wurde, bereichert weiterhin das liturgische Leben der Kirche mit ihrer schönen Musik.

St. Walburga in Meschede ist nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein lebendiges Zeugnis des fortdauernden Erbes von Glauben, Kultur und Geschichte. Ihre Mauern haben Jahrhunderte der Hingabe, Wandlung und Widerstandsfähigkeit erlebt. Ob ihr Geschichtsinteressierte, Architekturbegeisterte oder einfach auf der Suche nach einem Moment der Besinnung seid, St. Walburga bietet eine faszinierende Reise durch die Zeit und einen ruhigen Raum zur Kontemplation.

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