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St. Nikolai

St. Nikolai Quedlinburg

St. Nikolai

Die St. Nikolai Kirche in Quedlinburg, gelegen in der malerischen Region Sachsen-Anhalt, Deutschland, ist ein beeindruckendes Zeugnis mittelalterlicher Architektur und historischer Bedeutung. Diese ehrwürdige Struktur, erstmals 1222 in Aufzeichnungen erwähnt, steht stolz als älteste Kirche im Neustadt-Viertel und ist ein anerkanntes Kulturdenkmal. Die Kirche, die zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland gehört, lockt Besucher mit ihrer bewegten Vergangenheit und architektonischen Pracht.

Die Architektonische Entwicklung der St. Nikolai

Der Bau der St. Nikolai ist eine faszinierende Geschichte architektonischer Entwicklung. Ursprünglich auf sumpfigem Gelände mit Pfählen und Erlenblöcken errichtet, begann die Kirche als dreischiffige romanische Basilika. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr sie bedeutende Veränderungen, die die wechselnden Baustile der Zeiten widerspiegeln. Das Westwerk der Kirche zeigt frühe gotische Elemente, während der Rest der Struktur überwiegend spätgotisch ist.

Der Chor wurde im 13. Jahrhundert hinzugefügt, und weitere Erweiterungen folgten im 15. Jahrhundert. Die Hallenarchitektur der Kirche zeichnet sich durch kunstvoll strukturierte Säulen, einen einschiffigen Chor und zwei Türme aus, die bis zu einer Höhe von 72 Metern ragen. Diese Türme, die heute bestiegen werden können, bieten einen Panoramablick auf die umliegende Landschaft. Die Türme wurden 1878 nach zahlreichen Blitzeinschlägen mit Blitzableitern ausgestattet, und das barocke Saigertürmchen des Nordturms, das die Nordrichtung anzeigt, beherbergt das Uhrwerk.

Ein Reich Verziertes Inneres

Betritt man die St. Nikolai, wird man von einem reichen Teppich barocker Dekorationen empfangen. Das auffälligste Merkmal ist der über zehn Meter hohe und sieben Meter breite Altar. Er wurde 1712 von dem Bildhauer Jobst Heinrich Lessen aus Goslar gefertigt und zeigt Szenen vom Letzten Abendmahl, der Kreuzigung, der Grablegung und der Auferstehung Jesu. Es wird angenommen, dass das Altarbild romanische Ursprünge hat.

Die Kanzel, die aus dem Jahr 1731 stammt, und der Taufengel von 1693 tragen zum historischen Charme der Kirche bei. Besucher können auch ein hölzernes Epitaph von 1661 bewundern, das dem Bürgermeister Timotheus Heidfeld und seiner Frau Catharina gewidmet ist, sowie einen frühgotischen Kelch, der seit 1928 für die Kommunion verwendet wird. Das mittelalterliche Taufbecken ist ein weiteres bemerkenswertes Artefakt in der Kirche.

Die Geschichte der Schäferkirche

Die St. Nikolai ist auch als Schäferkirche bekannt, ein Name, der auf eine lokale Legende zurückgeht. Laut der Geschichte entdeckte ein Schäfer einen verborgenen Schatz und spendete ihn für den Bau der Kirche. Diese Geschichte wird durch zwei Schäferfiguren verewigt, die die Ecken eines der Türme schmücken. Diese Figuren wurden vorübergehend aus strukturellen Gründen entfernt, aber inzwischen wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückgebracht.

Die Widerstandsfähigen Türme

Die Zwillingstürme der St. Nikolai haben die Prüfung der Zeit und der Natur überstanden. Am 13. November 1972 wurden die Türme durch den Quimburga-Sturm, bekannt als Niedersachsen-Hurrikan, schwer beschädigt. Der Sturm machte die Turmhelme instabil, wodurch die Anwohner ihre Häuser evakuieren mussten. Es wurde sogar überlegt, die Türme abzubauen. Zwischen 1974 und 1980 wurden jedoch umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt, finanziert von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und einem entsprechenden Betrag in DDR-Mark durch ein Kirchenbauprogramm in der DDR. Die Türme wurden mit Kupferdächern versehen, und die Wetterfahnen und Knöpfe wurden neu vergoldet. Ein neues Uhrwerk wurde im Nordturm installiert und ersetzte das alte, unbrauchbare.

Moderne Renovierungen und Erhaltungsbemühungen

In den letzten Jahren hat die St. Nikolai weitere Renovierungen erfahren, um ihre strukturelle Integrität zu bewahren. Im Dezember 2013 löste sich ein Stück des Gewölberippen im südlichen Seitenschiff, was zu einer vorübergehenden Schließung der Kirche führte. Historische Aufzeichnungen zeigten, dass solche Vorfälle wiederholt aufgrund korrodierter Eisendübel und des weichen Sandsteins, der beim Bau verwendet wurde, aufgetreten waren. Um diese Probleme zu beheben, wurden zwischen 2017 und 2021 alle Rippensteine durch stabileren Warthauer Sandstein ersetzt.

Das Musikalische Erbe

Die St. Nikolai kann auch auf ein reiches musikalisches Erbe verweisen. Die Orgel der Kirche, gebaut von der Orgelbauwerkstatt Hausneindorf unter der Leitung von Ernst Röver, verfügt über zwei Manuale und ein Pedal. Die Orgel wurde mehrfach modifiziert und verfügt jetzt über 30 Register. Das Orgelprospekt stammt von einem früheren Instrument, das 1848 von Johann Friedrich Schulze aus Paulinzella gebaut wurde.

Die Glocken der St. Nikolai

Ein weiteres Highlight der Kirche sind die Glocken. Von den ursprünglichen fünf Glocken haben zwei überlebt. Die größere Glocke, 1290 gegossen und 1873 neu gegossen, ging im Ersten Weltkrieg verloren. Die verbleibenden zwei Glocken hängen im mittelalterlichen hölzernen Glockenstuhl. Die größere Glocke, 1333 gegossen, ist die älteste datierte Glocke in Quedlinburg und eine der ältesten in Sachsen-Anhalt. Sie verfügt über vier seltene, hochwertige Glockengravuren. Zusätzlich beherbergt das Saigertürmchen eine Glocke für die Viertelstundenschläge und eine Schale für die vollen Stundenschläge.

Die St. Nikolai Kirche in Quedlinburg ist nicht nur ein Ort des Gebets; sie ist ein lebendiges Denkmal für die reiche Geschichte und das kulturelle Erbe der Region. Ihre architektonische Schönheit, ihre bewegte Vergangenheit und die fortlaufenden Erhaltungsbemühungen machen sie zu einem unverzichtbaren Ziel für jeden, der die charmante Stadt Quedlinburg erkundet.

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