Das Spendhaus, gelegen in der bezaubernden Stadt Reutlingen in Baden-Württemberg, Deutschland, ist ein eindrucksvolles Zeugnis der reichen Geschichte und architektonischen Eleganz der Region. Dieses historische Gebäude, das im Jahr 1518 erbaut wurde, zählt zu den ältesten noch erhaltenen Profanbauten in Reutlingen. Es hat die bewegte Geschichte der Stadt miterlebt, darunter den verheerenden Brand im September 1726, der etwa vier Fünftel der Gebäude Reutlingens zerstörte. Doch das Spendhaus blieb unversehrt und bewahrte seine historische Bedeutung für kommende Generationen.
Ursprünglich als Lagerhaus errichtet, erfüllte das Spendhaus eine wichtige Funktion in der Gemeinde, indem es Spenden, hauptsächlich landwirtschaftliche Produkte, aufbewahrte, die zur Unterstützung der Armen und Bedürftigen der Stadt gedacht waren. Der Name Spendhaus selbst spiegelt diesen wohltätigen Zweck wider. Das Erdgeschoss des Gebäudes ist eine robuste Steinkonstruktion mit einem gewölbten Keller, der zur Weinlagerung genutzt wurde und über ein rundbogiges Portal von der Spendhausstraße aus zugänglich war. Oberhalb des Erdgeschosses erheben sich drei Stockwerke in traditioneller Fachwerkbauweise, wobei jedes Stockwerk leicht über das darunterliegende hinausragt und so ein markantes architektonisches Profil schafft. Das steile, hoch aufragende Satteldach umfasst drei weitere Stockwerke sowie eine schmale Ebene unter dem Dachfirst.
Das Spendhaus behielt seine Funktion als Lagerhaus bis weit ins 19. Jahrhundert bei. In den 1840er Jahren wurde ein Teil des Erdgeschosses umfunktioniert, um die Buchbestände der Stadt aufzunehmen. Bis 1858 wurde das Gebäude umfassend renoviert, um die neu gegründete Webschule, den Vorläufer der heutigen Hochschule Reutlingen, unterzubringen. Diese Umgestaltung umfasste die Einrichtung großer Webräume in den ersten beiden Stockwerken sowie eines kleineren Webraums, Holzlager und einer Bibliothek im Erdgeschoss. Die Webschule wurde später um eine mechanische Webabteilung erweitert, die mit dampfbetriebenen Webstühlen und einem Kesselhaus mit einem über den Dachfirst hinausragenden Schornstein ausgestattet war.
Im Jahr 1871 erwarb die Stadt Reutlingen das Spendhaus von der Wohltätigkeitsorganisation für 20.000 Gulden. Nach dem Umzug der Webschule im Jahr 1891 wurde das Gebäude zur Heimat verschiedener Sammlungen, darunter die des Naturwissenschaftlichen Vereins und des neu gegründeten Vereins für Kunst und Altertum, die die Grundlage des Reutlinger Heimatmuseums bildeten. Die Stadtbibliothek kehrte 1898 ins Erdgeschoss zurück, und 1934 wurde das neu gegründete Friedrich-List-Archiv hinzugefügt, was den Platz der Bibliothek weiter belastete. Trotz Renovierungsarbeiten im Jahr 1935 zerschlugen sich die Erweiterungshoffnungen der Bibliothek, als das erste Stockwerk Jugendorganisationen zugewiesen wurde.
Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten in den Jahren 1950-1951 erhielt die Stadtbibliothek endlich einen Lesesaal und teilte sich das erste Stockwerk. Das dritte Stockwerk wurde in Ausstellungsräume für die naturkundliche Sammlung umgewandelt, und der Dachboden wurde zu einem Ort für Kunstausstellungen. Anfang der 1970er Jahre veranlassten die wachsenden Buchbestände der Bibliothek die Stadtverwaltung, nach geräumigeren Unterkünften zu suchen. 1985 zog die Bibliothek in ein neues Gebäude um, und das Naturkundemuseum verließ das Spendhaus 1987, was den Weg für eine umfassende Renovierung und Umwandlung in das zentrale Kunstmuseum der Stadt ebnete, das 1989 eröffnet wurde.
Am 15. Oktober 1989 wurde das Spendhaus als Heimat des Reutlinger Kunstmuseums eingeweiht. Die Sammlung des Museums konzentriert sich auf moderne Holzschnitte vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die Renovierung des Gebäudes, die von der Architektenkammer Baden-Württemberg für vorbildliche Bauweise ausgezeichnet wurde, restaurierte das frühmoderne Bauwerk wunderschön und schuf gleichzeitig eine moderne Museumsumgebung. Das Spendhaus schlägt somit eine Brücke zwischen zeitgenössischer Kunst und den historischen Wurzeln des ältesten Druckmediums.
Die Sammlung und Ausstellungstätigkeit des Reutlinger Kunstmuseums legt den Schwerpunkt auf Hochdruckgrafik des 20. und 21. Jahrhunderts. Diese spezifische Ausrichtung hat historische Wurzeln, da zwei bedeutende Holzschnittkünstler, Wilhelm Laage und HAP Grieshaber, prominente Reutlinger Künstler waren, deren Werke den Kern der Sammlung bilden. 1980 erwarb das Museum eine bedeutende Sammlung von Grieshabers Werken, darunter Holzschnitte, Zeichnungen, Aquarelle und Entwürfe. 1988 fügte eine Stiftung von Alfred Hagenlocher zahlreiche Werke von Laage zur Sammlung hinzu, und 1989 wurde nahezu das gesamte Holzschnittwerk des Reutlinger Künstlers Werner Höll erworben. Das Museum besitzt auch fast alle Druckstöcke von Wolfgang Mattheuer. Die jüngste bedeutende Schenkung erfolgte 2004 vom Hamburger Sammler Peter Kemna, der seine umfangreiche Holzschnittsammlung dem Museum schenkte.
Durch systematische Ankäufe und bedeutende Schenkungen hat das Museum eine repräsentative Sammlung von Hochdruckgrafiken des 20. Jahrhunderts, hauptsächlich aus Deutschland, aufgebaut, die weiter wächst. Das Museum zielt auch darauf ab, die wichtigsten internationalen Trends in der zeitgenössischen Kunst neben den Werken deutscher Künstler zu dokumentieren.
Seit 1989 hat das Spendhaus zahlreiche Sonderausstellungen mit historischen und zeitgenössischen Künstlern veranstaltet. Diese Ausstellungen umfassten Werke von Mitgliedern der Dresdner Brücke-Gruppe wie Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff sowie nationale und internationale Künstler wie Strawalde, A. R. Penck, Bettina van Haaren, Hartwig Ebersbach, Francisco Toledo, Armando, Lucian Freud, Shiko Munakata und Cees Andriessen. In den Jahren 2016-2017 ehrte das Museum die in Reutlingen geborene jüdische Malerin Alice Haarburger, die von den Nazis ermordet wurde, mit einer Einzelausstellung.
Seit 1997 hat der deutsche Holzschnittverein XYLON seinen Sitz im Reutlinger Kunstmuseum. Der Verein hat das Ziel, Künstler in Deutschland zu versammeln, die eine kreative Erneuerung im Hochdruck, insbesondere im Holzschnitt, erreicht haben. Das Museum vergibt auch den Jerg-Ratgeb-Preis und das HAP-Grieshaber-Stipendium, die ursprünglich von HAP Grieshaber und Rolf Szymanski gegründet wurden.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Spendhaus nicht nur ein historisches Gebäude, sondern auch ein lebendiges Kulturzentrum ist, das die reiche Tradition der Holzschnittkunst feiert und gleichzeitig das historische Wesen Reutlingens bewahrt. Seine Wände erzählen Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart und machen es zu einem unverzichtbaren Ziel für Kunstliebhaber und Geschichtsinteressierte gleichermaßen.
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