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Stiftskirche

Stiftskirche Tübingen

Stiftskirche

Die Stiftskirche St. Georg, lokal bekannt als Stiftskirche, ist ein beeindruckendes Zeugnis der reichen Geschichte und architektonischen Pracht von Tübingen in Baden-Württemberg, Deutschland. Diese prächtige spätgotische Hallenkirche, erbaut zwischen 1470 und 1490, ist nicht nur ein geistliches Refugium, sondern auch ein historisches Wahrzeichen, das die Entwicklung der Stadt und ihrer Bewohner über Jahrhunderte hinweg miterlebt hat.

Die Ursprünge der Stiftskirche St. Georg

Der Standort der Stiftskirche St. Georg war schon seit Jahrhunderten ein heiliger Ort. Vor dem Bau des heutigen Gebäudes gab es bereits zwei Vorgängerkirchen. Archäologische Ausgrabungen während einer Innenrenovierung in den Jahren 1962-64 brachten Überreste dieser früheren romanischen Bauten ans Licht. Die älteste von ihnen, die auf das 11. Jahrhundert zurückgeht, war eine dreischiffige Basilika mit einem halbkreisförmigen Chor und zwei Seitenapsiden. Die Entdeckung eines Sarkophags mit den Überresten eines angeblich dreibeinigen Individuums fügte der Geschichte der Kirche eine lokale Legende hinzu.

Der Bau der heutigen Kirche

Der Bau der heutigen Stiftskirche St. Georg begann ernsthaft im Jahr 1470 unter der Schirmherrschaft von Graf Eberhard im Bart. Die Verlegung des Stiftskapitels von Sindelfingen und die Gründung der Universität Tübingen machten eine größere Kirche für die wachsende Gemeinde notwendig. Das Design der spätgotischen Hallenkirche wird den Baumeistern Peter von Koblenz und Hans Augsteindreyer zugeschrieben, obwohl ihre genauen Beiträge unbestätigt bleiben.

Der älteste Teil der heutigen Kirche ist der Glockenturm, dessen Bau 1411 begann. Bis 1468 hatte der Turm das Glockengeschoss erreicht, aber weitere Arbeiten wurden wegen des Baus des Chors gestoppt. Der Chor, der 1478 fertiggestellt wurde, wird Peter von Koblenz zugeschrieben. Das Langhaus, das 1478 begonnen und um 1490 abgeschlossen wurde, stand unter der Aufsicht von Hans Augsteindreyer. Finanzielle Einschränkungen führten dazu, dass das Haupt- und die Seitenschiffe zunächst mit provisorischen Holzdecken bedeckt wurden. Der Turm wurde schließlich 1590 mit der Hinzufügung einer hölzernen Spitze von Georg Beer vollendet.

Architektonische Wunder

Die Stiftskirche St. Georg ist eine dreischiffige, spätgotische Hallenkirche mit einem markanten fünfeckigen Chor und einem prominenten Westturm. Die Kirche ist grob in Ost-West-Richtung ausgerichtet, wobei das Hauptschiff höher ist als die Seitenschiffe, aber die gleiche Breite hat. Das steile Satteldach, das auch die Seitenschiffe bedeckt, wurde mit Holz aus dem Schwarzwald gebaut, das den Neckar hinunter geflößt wurde.

Der Turm ist ein vierstöckiges Bauwerk mit quadratischem Grundriss und einer achteckigen Spitze. Das Glockengeschoss hat schmale, spitzbogige Schallöffnungen und Zifferblätter an jeder Seite. Eine Galerie in einer Höhe von 45 Metern bietet einen Panoramablick auf die Umgebung, was den Aufstieg über die Wendeltreppen lohnenswert macht.

Das Innere der Kirche

Das Innere der Stiftskirche St. Georg ist ebenso beeindruckend. Der Chor, der erste Teil der heutigen Kirche, der gebaut wurde, diente ursprünglich als Stiftskirche für die Kanoniker. Der Hochaltar, der während des Bildersturms von 1536 zerstört wurde, befand sich ursprünglich hier. Die ehemaligen Chorgestühle stehen jetzt im Langhaus.

Eines der wertvollsten Kunstwerke der Kirche ist der Altaraufsatz von Hans Schäufelin, einem Schüler von Albrecht Dürer. Der Altaraufsatz aus dem Jahr 1520 zeigt die Kreuzigung Christi, mit Szenen des Kreuztragens und der Beweinung auf den inneren Flügeln. Die äußeren Flügel zeigen Christus am Ölberg. Der Altaraufsatz wurde 1960 sorgfältig restauriert.

Die Rolle der Stiftskirche im Laufe der Zeit

Im Laufe der Jahrhunderte hat die Stiftskirche St. Georg mehrere Umgestaltungen und Renovierungen durchlaufen. Im Jahr 1534, nach der Reformation, wurde das Stiftskapitel aufgelöst und die Kirche erneut als Pfarrkirche von Tübingen bestimmt. Ab 1550 wurde der Chor zur neuen Begräbnisstätte für die herzogliche Familie von Württemberg, was der Kirche eine weitere historische Bedeutung verlieh.

Das Innere der Kirche wurde 1674 und 1777 barockisiert, aber später während einer großen Renovierung durch den Hofarchitekten Christian Friedrich von Leins in den Jahren 1876-77 im neugotischen Stil umgestaltet. Die bedeutendste Veränderung während dieser Renovierung war der Ersatz der Holzdecken durch ein Rippengewölbe aus Zement, Lehm und Tuffstein. Weitere Renovierungen im 20. Jahrhundert sicherten den Erhalt dieses architektonischen Juwels.

Die letzte Ruhestätte des Adels

Der Chor der Stiftskirche St. Georg beherbergt die Gräber mehrerer bedeutender Persönlichkeiten, darunter Graf Eberhard im Bart, Herzog Ulrich und Herzogin Sabina von Bayern. Die aufwändigen Epitaphe und Gräber bieten einen faszinierenden Einblick in die Rolle der Kirche als Begräbnisstätte für den Adel.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Stiftskirche St. Georg nicht nur ein Ort der Anbetung ist, sondern auch ein Denkmal für die reiche Geschichte und das kulturelle Erbe Tübingens. Ihre architektonische Schönheit, historische Bedeutung und die Legenden, die sie umgeben, machen sie zu einem Muss für jeden, der diese charmante deutsche Stadt erkundet. Ob ihr Geschichtsbegeisterte, Architektur-Liebhaber oder einfach nur neugierige Reisende seid, die Stiftskirche St. Georg wird euch mit ihrer zeitlosen Pracht in Staunen versetzen.

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