Oberhalb der malerischen Stadt Überlingen thront das Reichlin-von-Meldegg-Haus, ein beeindruckendes Beispiel für den Übergang von der Gotik zur Renaissance in der deutschen Architektur. Diese ehemalige Patrizierresidenz, die eine faszinierende Mischung aus spätgotischen und florentinischen Renaissance-Elementen aufweist, ist nicht nur ein kulturelles Wahrzeichen, sondern zählt auch zu den ältesten Renaissance-Gebäuden des Landes.
Die Geschichte dieses prächtigen Anwesens beginnt im Jahr 1456, als Andreas Reichlin von Meldegg, ein Arzt und Apotheker, das Bürgerrecht in Überlingen erlangte und in eine angesehene Patrizierfamilie einheiratete. Bis Dezember 1459 erwarb er Land am Luzienberg, wo er ein majestätisches Anwesen mit drei Teilen errichtete, das ein älteres Gebäude und einen hängenden Garten integrierte. Die Jahreszahl 1462, die unter den Dachtraufen zu finden ist, deutet auf die Fertigstellung des Rohbaus hin. Lokale Handwerker hinterließen ihre Spuren im Stein, was zur reichen Geschichte des Hauses beiträgt. Nach Andreas' Tod im Jahr 1477 ging das Haus an seinen Sohn, Klemens Reichlin von Meldegg, über.
Der Einfluss der Familie Reichlin von Meldegg ist in ganz Überlingen sichtbar, da ihr Wappen verschiedene Gebäude ziert. Besonders bemerkenswert ist, dass Kaiser Friedrich III. in dem Haus verweilte und Andreas als dessen Leibarzt diente. Der Höhepunkt der Familienbedeutung wurde erreicht, als Klemens als Bürgermeister das Rathaus mit einem von ihrer eigenen Residenz inspirierten Design erweiterte. Das Reichlin-von-Meldegg-Haus blieb bis 1684 im Besitz der Familie, als finanzielle Schwierigkeiten zum Verkauf führten.
Die Architektur des Reichlin-von-Meldegg-Hauses bietet eine faszinierende Studie verschiedener Stile. Das Hauptgebäude ist ein imposantes, rechteckiges Bauwerk mit drei Stockwerken und einem steilen Satteldach, das mit aus der Ferne sichtbaren Zinnen geschmückt ist. Die Ostfassade ist mit rundbogigen Nischen und doppelten Blendbögen versehen, die rein dekorativ sind.
An das Hauptgebäude schließt sich ein Flügel an, der sich nach Süden und Westen erstreckt und mit einer markanten Zinnenlinie einen befestigten Eindruck vermittelt. Der Westflügel, einst der Haupteingang, zeigt ein zweistöckiges Torhaus. Die Luzienkapelle, die an das Hauptgebäude anschließt, fügt sich nahtlos in die Hauptstruktur ein, unterscheidet sich jedoch durch ihre einzigartigen Fensterdesigns.
Die Luzienkapelle, die zeitgleich mit dem Haupthaus errichtet wurde, wurde 1468 dem heiligen Lucius von Chur geweiht. Ihr gotisches Gewölbe, das von einer einzigen Säule getragen wird, verleiht ihr eine ruhige Schönheit. Die Kapelle beherbergt Reliquien des heiligen Lucius, die 1602 geschenkt wurden, und verfügt über einen barocken Altar aus dem frühen 18. Jahrhundert. Dieser heilige Raum bleibt ein eindrucksvolles Zeugnis des spirituellen Lebens, das mit der Geschichte des Hauses verwoben ist.
Die rustizierte Fassade des Hauses, die aus einzeln behauenen Steinblöcken besteht, ist ein Kennzeichen der Renaissance-Architektur. Diese aufwendige Mauerarbeit, die damals kostspielig war, zeugt vom Wohlstand und Status der Familie Reichlin von Meldegg. Das Design der Fassade wurde vom Palazzo Piccolomini in Pienza inspiriert und reflektiert Andreas' Erfahrungen mit italienischer Architektur während seiner Studien und seines Dienstes in Italien.
Nach mehreren Besitzerwechseln verfiel das Haus und diente von 1819 bis 1908 als Brauerei und Gasthof. Die Stadt Überlingen erkannte seinen historischen Wert und erwarb das verfallende Gebäude 1908, um ihre städtischen Sammlungen unterzubringen. Umfangreiche Restaurierungsarbeiten von 1982 bis 1992 haben das Erbe des Gebäudes für zukünftige Generationen bewahrt.
Heute dient das Reichlin-von-Meldegg-Haus als Museum und bietet einen Einblick in die reiche Kulturgeschichte der Bodenseeregion. Seine Ausstellungen zeigen Artefakte und Geschichten aus der Vergangenheit und machen es zu einem Muss für Geschichtsinteressierte und Gelegenheitstouristen gleichermaßen.
Zusammenfassend ist das Reichlin-von-Meldegg-Haus mehr als nur ein historisches Gebäude; es ist ein Symbol des kulturellen und architektonischen Erbes von Überlingen. Seine Mauern erzählen die Geschichten vergangener Zeiten und machen es zu einem unverzichtbaren Halt für alle, die diesen malerischen Teil Deutschlands erkunden.
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