Mitten im Herzen von Varel in Niedersachsen steht die Vareler Schlosskirche St. Petri, ein beeindruckendes Beispiel mittelalterlicher Architektur und ein Symbol für den ungebrochenen Gemeinschaftsgeist der lokalen Bevölkerung. Diese historische Kirche, die aus einer Kombination von Granitfindlingen, Ziegeln und Granitblöcken besteht, diente nicht nur als Ort des Gebets, sondern auch als Zeichen von Widerstandskraft und kulturellem Erbe.
Die Ursprünge der Vareler Schlosskirche reichen bis ins Mittelalter zurück, als sie auf dem höchsten Punkt von Varel errichtet wurde und eine kleinere Holzkirche ersetzte. Nach 1650 wurde die Kirche Teil eines großen Schlosskomplexes, der von den Grafen von Varel erbaut wurde. Obwohl das Schloss selbst nach einem verheerenden Brand um 1870 abgerissen wurde, diente die Kirche weiterhin der örtlichen Gemeinde als Pfarrkirche. Man nimmt an, dass die Kirche ursprünglich dem Apostel Petrus geweiht war.
Im Jahr 1992 wurde die Kirche einer sorgfältigen Restaurierung unterzogen, die nicht nur ihre strukturelle Integrität bewahrte, sondern auch wertvolle Erkenntnisse für die Denkmalpflege lieferte. Diese Restaurierung wurde durch die gemeinsame Anstrengung und finanzielle Unterstützung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, des Landes Niedersachsen, der Bürger von Varel und verschiedener regionaler Institutionen ermöglicht. Heute zählt die Vareler Schlosskirche zu den bedeutendsten architektonischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten der Region.
Der älteste Teil der Vareler Schlosskirche ist das Längsschiff, das im 12. Jahrhundert aus unregelmäßig behauenen Findlingen errichtet wurde. Trotz der späteren Hinzufügung eines Turms blieb der ursprüngliche Westgiebel des Schiffs erhalten. Das Schiff hatte ursprünglich eine flache Decke, die später durch spitzbogige Gewölbe ersetzt wurde, die von kräftigen Wandvorlagen gestützt werden. Bei dieser Renovierung wurden die Fenster neu positioniert und mit Rundbögen versehen. Die Längswände wurden um 1,26 Meter erhöht und innen mit Ziegeln verkleidet.
Der imposante Turm, der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts hinzugefügt wurde, zeigt ein Doppelturm-Design, das typisch für die romanische Architektur ist. Das erste Stockwerk des Turms war als Herrschaftsloge gedacht, obwohl der alte Westgiebel des Schiffs nicht nach Westen geöffnet wurde. Die hölzernen Turmspitzen gingen um 1600 verloren, möglicherweise durch einen Sturm. Die verbliebenen Stümpfe wurden im 18. Jahrhundert unter einem einzigen Dach zusammengefasst. Im Inneren der Kirche sind die Überreste der Zwillingstürme noch sichtbar und beherbergen fünf Kirchenglocken. Das Fundament des Turms besteht aus einer Eingangshalle mit zwei modernen Buntglasfenstern und der Herrschaftsloge darüber.
Die charakteristische Kreuzform der Kirche wurde durch die Hinzufügung eines Querschiffs und eines Chors im Osten erreicht. Während dieser Erweiterung wurde das Schiff erneut um 1,10 Meter erhöht, diesmal mit etwas größeren Ziegeln als bei der ersten Gewölbe- und Wandanhebung. Die Datierung des Querschiffs und Chors auf die Mitte des 15. Jahrhunderts durch Wilhelm Janßen gilt als ungewöhnlich spät, angesichts der frühgotischen Merkmale der Dreifenstergruppe im Chorgiebel und der Granitverkleidung. Das Dehio-Handbuch von 1992 datiert das Querschiff und den Chor auf das späte 13. Jahrhundert, obwohl eine dendrochronologische Datierung der Dachkonstruktion noch aussteht.
Die Vareler Schlosskirche beherbergt mehrere Meisterwerke des bekannten Bildhauers Ludwig Münstermann, die zwischen 1613 und 1618 im Auftrag von Graf Anton II. von Delmenhorst geschaffen wurden. Diese Werke, die im manieristischen Stil gefertigt sind, umfassen ein kunstvoll geschnitztes Eichenaltar, eine Kanzel und ein Taufbecken mit Deckel, die alle bemerkenswert gut erhalten sind.
Der 1614 geschaffene Altar ist Münstermanns umfangreichstes Einzelwerk. Die Eichenstruktur, verziert mit Alabasterreliefs und Figuren, ragt fast 10 Meter in die Höhe. Die zentrale Achse zeigt eine Reihe von Reliefs, beginnend mit der Anbetung der Hirten, gefolgt vom letzten Abendmahl und gipfelnd in der Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt Christi. Ganz oben steht der Salvator Mundi, Christus der Erlöser, der die Weltkugel hält. Die Seitenachsen sind mit Porträts von Luther und Melanchthon, Aposteln, Tugenden und Putti bereichert. Die farbenfrohe Fassung wurde 1962 auf Grundlage historischer Befunde rekonstruiert.
Die Sandsteinkanzel ist von kleinen Prophetenfiguren umgeben, wobei nur Jesaja original ist. Der Kanzelboden, vermutlich aus dem 18. Jahrhundert, wird von Halbtugendfiguren gestützt. Überraschenderweise zeigt die Kanzel auch Kirchenväter, die eher in der katholischen Ikonographie zu finden sind, was auf eine Verbindung zur Irenik-Bewegung hindeutet, die während der damaligen religiösen Konflikte für eine versöhnlichere Herangehensweise plädierte. Dies wird durch die Darstellung von Georg von Anhalt, einem Befürworter der Interimsregeln, weiter betont.
Das kelchförmige Taufbecken, aus Sandstein und Alabaster gefertigt, ist signiert und datiert auf 1618. Die Schale des Beckens wird von sechs Alabasterfiguren getragen, darunter Johannes der Täufer und ein Engel aus Münstermanns Werkstatt. Die übrigen Figuren, Christus und die vier Evangelisten, sind Nachbildungen von 1905, die auf Fragmenten basieren. 1998 erhielt die Kirche den Taufbeckendeckel zurück, der von oben herabhängt.
Die Orgel der Kirche, 1978 von Karl Schuke erbaut, integriert das Gehäuse ihres Vorgängers, einer zweimanualigen Orgel, die 1861 von Philipp Furtwängler konstruiert wurde. Das Gehäuse enthält Überreste des Orgelprospekts von 1615 von Ludwig Münstermann, einschließlich zweier Löwenstatuen, die Wappen halten. Die aktuelle Orgel hat 46 Register auf drei Manualen und ein Pedal, mit elektrischer Traktur und Koppeln.
Die Vareler Schlosskirche ist nicht nur ein architektonisches Juwel, sondern auch ein kulturelles Wahrzeichen, das die reiche Geschichte und das künstlerische Erbe der Region widerspiegelt. Ihre Mauern erzählen Geschichten von Widerstandskraft, Glauben und künstlerischer Brillanz, was sie zu einem unverzichtbaren Ziel für jeden macht, der Niedersachsen erkundet.
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