Auf dem ruhigen Propsteiberg, südlich der malerischen Altstadt von Zwettl in Niederösterreich, befindet sich die bezaubernde Propstei Zwettl. Dieses historische Kleinod, einst ein Klosterkomplex, vereint auf eindrucksvolle Weise romanische und gotische Architektur, die die Zeiten überdauert hat. Schon beim Nähern locken die alte Kirche, die angrenzende Michaelskapelle und das faszinierende romanische Beinhaus dazu ein, in die reiche Geschichte einzutauchen.
Die Ursprünge der Propstei Zwettl reichen bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts zurück, als die einflussreiche Familie der Kuenringer begann, das Waldviertel zu besiedeln. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts errichteten sie auf diesem Hügel die erste Pfarrkirche von Zwettl. Dieser heilige Ort war Zeuge zahlreicher historischer Ereignisse, darunter die Zerstörung einer nahegelegenen Burg durch die Babenberger im frühen 13. Jahrhundert, wobei die Kirche als widerstandsfähiger Überlebender zurückblieb.
Im späten 15. Jahrhundert gründete der ambitionierte Zwettler Pfarrer Andreas Königsteiner, unterstützt vom päpstlichen Gesandten Bartholomäus de Mariachis, die Propstei. Kaiser Friedrich III. schuf 1487 die wirtschaftliche Grundlage, um den Ort in eine Stiftskirche mit einem Propst und zwölf Kanonikern zu verwandeln. Trotz vielversprechender Anfänge erreichte die Propstei nie ihr volles Potenzial, bedingt durch den Aufstieg des Protestantismus und die Last von Kriegssteuern im 16. Jahrhundert.
Eure Entdeckungstour durch die Propstei Zwettl beginnt mit der majestätischen Propsteikirche, die dem heiligen Johannes dem Evangelisten geweiht ist. Dieses romanische Granitbauwerk, das aus dem späten 11. oder frühen 12. Jahrhundert stammt, wurde im 13. Jahrhundert um eine gotische Kapelle erweitert. Die Geschichte der Kirche ist in ihren Mauern verewigt, von den Schäden durch die Hussiten im 15. Jahrhundert bis zu den barocken Renovierungen unter Propst Konrad Ferdinand Albrecht im 18. Jahrhundert.
Beim Betreten der Kirche offenbaren sich ihre Schätze. Das Kirchenschiff, mit seiner kunstvoll stuckierten Holztonnengewölbe, ist mit dem gemalten Wappen von Propst Konrad Ferdinand geschmückt. Die romanische Westempore, mit ihren zweigeschossigen Bögen, lädt dazu ein, das Zusammenspiel der architektonischen Stile zu bewundern. Die barocke Kanzel, um 1730 gefertigt, ist ein Zeugnis der Kunstfertigkeit ihrer Zeit.
Angrenzend an die Kirche bietet die Michaelskapelle, erstmals 1383 erwähnt, einen Blick in die Vergangenheit. Diese frühgotische Begräbniskapelle, die später als Sakristei diente, besitzt einen rechteckigen Grundriss mit einem dreiseitigen Chor. Ihr Innenraum, einst flachgedeckt, weist nun ein zweijochiges Rippengewölbe aus dem späten 15. Jahrhundert auf. Die Wände der Kapelle sind mit einem Fresko des thronenden Christus umgeben von Engeln und Evangelistensymbolen geschmückt, das aus dem späten 15. Jahrhundert stammt.
Östlich gelegen entdeckt ihr den Karner, ein spätromanisches Beinhaus mit barocker Umgestaltung. Diese runde Struktur mit ihrer halbkreisförmigen Apsis wurde erstmals 1383 als Kapelle des heiligen Johannes des Täufers dokumentiert. Im Inneren schmückt ein 1940 entstandenes Wandgemälde des Jüngsten Gerichts die Kuppel, während in der Apsis Reste von Fresken aus dem 14. Jahrhundert zu finden sind. Die faszinierende Geschichte des Karners wird durch zwei spätgotische Tabernakelpfeiler bereichert, die ursprünglich am Eingang standen.
Südlich der Kirche steht der zweigeschossige “Kasten” als Relikt des 13. Jahrhunderts. Dieses Hallenbauwerk mit seinen rechteckigen Fenstern und dem Satteldach erzählt von seiner Vergangenheit als Teil eines ausgedehnten Pfarrguts. Die Überreste romanischer Schlitzfenster an der Nordfassade deuten auf seine alten Ursprünge hin.
Heute steht der Propstei Zwettl Komplex unter der Obhut der Sparkasse Waldviertel-Mitte Privatstiftung, die seine Erhaltung für zukünftige Generationen sicherstellt. Beim Durchstreifen dieses historischen Ortes taucht ihr nicht nur in eine vergangene Ära ein, sondern umarmt auch ein lebendiges Erbe, das weiterhin Ehrfurcht und Bewunderung inspiriert.
Abschließend ist die Propstei Zwettl mehr als nur ein historisches Denkmal; sie ist ein Zeugnis des unermüdlichen Geistes einer Gemeinschaft, die ihr Erbe durch Jahrhunderte des Wandels und der Herausforderungen bewahrt hat. Ob ihr Geschichtsinteressierte, Architekturbegeisterte oder einfach neugierige Reisende seid, dieser bezaubernde Ort verspricht eine Reise voller Entdeckungen und Wunder.
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