Erfurt, die bezaubernde Hauptstadt Thüringens in Deutschland, beherbergt ein bemerkenswertes historisches Juwel: die Alte Synagoge. Dieses uralte Bauwerk, lokal als Alte Synagoge bekannt, steht als Zeugnis der reichen und turbulenten Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Mitteleuropa. Mit Ursprüngen, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen, ist die Alte Synagoge nicht nur die älteste Synagoge Europas, sondern auch ein faszinierendes Museum, das den Besuchern Einblicke in das mittelalterliche jüdische Leben und die Kultur bietet.
Die Geschichte der Alten Synagoge beginnt im Jahr 1094, als sie von der blühenden jüdischen Gemeinde Erfurts im romanischen Stil erbaut wurde. An der via Regia gelegen, einer der wichtigsten europäischen Handelsrouten, die Kiew mit Santiago de Compostela verband, wurde die Synagoge schnell zu einem zentralen Treffpunkt für die lokale jüdische Bevölkerung. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Gebäude mehrfach renoviert und erweitert, um der wachsenden Gemeinde, insbesondere im 13. und 14. Jahrhundert, gerecht zu werden.
Eine bedeutende Veränderung erfolgte im Jahr 1270, als fünf spitzbogige Fenster und ein kleines Rosettenfenster an der Westfassade hinzugefügt wurden, was der Synagoge ihr charakteristisches mittelalterliches Aussehen verlieh. Interessanterweise lag der ursprüngliche Boden der Synagoge unter Straßenniveau, was die Demut widerspiegelte, die den Juden damals auferlegt wurde, indem sie ein paar Stufen hinabsteigen mussten, um ihren Gebetsort zu betreten.
Doch der Wohlstand der jüdischen Gemeinde wurde 1349 während der Pest abrupt gestoppt. Die Juden wurden fälschlicherweise beschuldigt, die Pest verursacht zu haben, was zu weit verbreiteter Verfolgung und dem tragischen Massaker von Erfurt führte. Die Synagoge wurde entweiht, geplündert und schließlich verkauft, was das Ende ihrer Nutzung als Gebetsort markierte.
Nach dem Massaker wurde die Alte Synagoge 1350 als Lagerhaus umfunktioniert. Ihr Gebetssaal wurde in mehrere Stockwerke unterteilt, und die Fenster wurden verkleinert, um Lagerflächen zu schaffen. Die Bimah (eine erhöhte Plattform zum Vorlesen der Tora) und der Toraschrein wurden zerstört, und die großen Türen wurden niedergerissen. Diese Transformation dauerte fast 500 Jahre, während derer der ursprüngliche Zweck der Synagoge fast vollständig in Vergessenheit geriet.
Im späten 19. Jahrhundert erfuhr das Gebäude eine weitere Verwandlung, diesmal in einen Veranstaltungsort für Unterhaltung. Es beherbergte einen Ballsaal, ein Restaurant und später sogar zwei Kegelbahnen. Das oberste Stockwerk wurde durch eine runde Galerie ersetzt, und das Innere wurde mit halbnackten Stuck-Karyatiden verziert, was seine historische Identität weiter verschleierte. Bemerkenswerterweise könnten diese Veränderungen die Synagoge während des Dritten Reiches vor der Zerstörung bewahrt haben, da ihre jüdischen Ursprünge nicht sofort erkennbar waren.
Das Interesse an der Alten Synagoge wurde in den späten 1980er Jahren wiederbelebt, als das Unabhängige Institut für Bauforschung und Dokumentation (IBD) begann, das Gebäude zu untersuchen. 1992 entdeckte der Bauhistoriker Elmar Altwasser, dass ein Großteil der ursprünglichen Synagoge intakt und von außergewöhnlicher Qualität war. Trotz ihrer Nutzung als Lagerhaus und Ballsaal drohte das Gebäude aufgrund jahrzehntelanger Vernachlässigung einzustürzen.
1998, nach umfangreichen Verhandlungen, kaufte die Stadt Erfurt die Synagoge und erkannte ihren einzigartigen historischen Wert. Umfassende Forschungs- und Restaurierungsarbeiten folgten, die 2009 zur Umwandlung der Synagoge in ein Museum führten. Die Restaurierung zielte darauf ab, alle Spuren der verschiedenen Nutzungen des Gebäudes zu bewahren, von seinen mittelalterlichen Ursprüngen bis zu seinen späteren Anpassungen, sodass die Besucher die Schichten der Geschichte, die in seinen Wänden eingebettet sind, erleben können.
Heute dient die Alte Synagoge als Museum, das die reiche Geschichte und Kultur der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde Erfurts zeigt. Ein Höhepunkt des Museums ist der Erfurter Schatz, der 1998 entdeckt wurde. Dieser bemerkenswerte Fund, der in einer Wand in der Michaelisstraße 43 versteckt war, umfasst wertvolle Objekte wie Gold- und Silbermünzen, Schmuck und religiöse Artefakte, die vermutlich von Juden vor dem Pogrom von 1349 versteckt wurden.
Das Museum beherbergt auch eine umfangreiche Sammlung jüdischer Manuskripte, darunter Faksimiles und religiöse Texte aus dem 12. bis 14. Jahrhundert. Darunter befindet sich das älteste erhaltene Manuskript der Tosefta aus dem 12. Jahrhundert, das 1879 aus der Bibliothek der Evangelisch-Lutherischen Kirche Erfurts geborgen wurde.
Neben der Alten Synagoge können Besucher die mittelalterliche Mikwe, ein jüdisches Ritualbad aus den Jahren 1248-1249, erkunden. Diese gut erhaltene Struktur wurde 2007 entdeckt und ist durch Führungen zugänglich. Die Mikwe, in der Nähe der Krämerbrücke gelegen, bietet einen faszinierenden Einblick in die religiösen Praktiken der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde.
Zusätzlich zur Alten Synagoge und der Mikwe umfasst das jüdische Erbe Erfurts mehrere mittelalterliche Steinhäuser, die einst jüdischen Bewohnern gehörten. Diese Gebäude, zusammen mit dem Erfurter Schatz und historischen Dokumenten, bilden ein einzigartiges und unschätzbares Zeugnis des blühenden jüdischen Lebens, das in Erfurt vom späten 11. bis zum mittleren 14. Jahrhundert existierte.
In Anerkennung seiner historischen und kulturellen Bedeutung wurden die Alte Synagoge und ihre zugehörigen Stätten 2015 für den UNESCO-Weltkulturerbe-Status vorgeschlagen. Im September 2023 wurde das Mittelalterliche Jüdische Erbe Erfurts offiziell in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen, was die Alte Synagoge als wichtigen Teil des globalen Kulturerbes bestätigt.
Ein Besuch der Alten Synagoge in Erfurt ist nicht nur eine Reise durch die Zeit; es ist eine Gelegenheit, sich mit dem dauerhaften Erbe einer Gemeinschaft zu verbinden, die einst im Herzen Europas blühte. Die Geschichten, die in ihren alten Mauern bewahrt werden, bieten weiterhin tiefe Einblicke in die Widerstandsfähigkeit und kulturelle Vielfalt der jüdischen Geschichte Erfurts.
Jetzt Schnitzeljagd-Tickets sichern!
Mit myCityHunt entdeckst du Tausende von Städten auf der ganzen Welt bei spannenden Schnitzeljagden, Schatzsuchen und Escape Games!
myCityHunt Gutscheine sind das perfekte Geschenk für viele Anlässe! Überrasche Freunde und Familie mit diesem außergewöhnlichen Event-Geschenk. myCityHunt Gutscheine sind ab Kaufdatum 2 Jahre gültig und können innerhalb dieser Frist für eine frei wählbare Stadt und Tour aus dem myCityHunt Portfolio eingesetzt werden.
Gutscheine bestellen