St. Severi (Erfurt)

Die St. Severi Kirche in Erfurt, Thüringen, Deutschland, ist ein Meisterwerk der gotischen Architektur und steht stolz neben dem Erfurter Dom auf dem Domberg. Dieses einzigartige architektonische Ensemble bildet ein ikonisches Symbol der Stadt und fasziniert Besucher mit seiner Pracht und historischen Bedeutung.

Die frühmittelalterliche Kirche

An der Stelle, wo heute die St. Severi Kirche steht, befand sich ursprünglich die ältere St. Pauls Kirche, von der jedoch bei archäologischen Ausgrabungen 1960-61 keine Überreste gefunden wurden. Die Gründung der Kirche wird oft Bonifatius zugeschrieben, und es wird angenommen, dass hier um 708 ein Benediktinerkloster namens St. Paul gegründet wurde. Im Jahr 836 brachte Erzbischof Otgar von Mainz die Reliquien des heiligen Severus von Ravenna in dieses Kloster, das im 9. Jahrhundert sowohl dem heiligen Paulus als auch dem heiligen Severus geweiht war.

Romanische Bauphase

Die Kirche wird erstmals in den historischen Aufzeichnungen von 1079-1080 erwähnt, als sie während der Eroberung Erfurts durch Heinrich IV. zerstört wurde. Sie wurde in kleinerem Maßstab wieder aufgebaut, und bis 1121 wurde eine Stiftskirche in St. Severi gegründet. In dieser Zeit wurde auch eine Bischofsresidenz, das Krummhaus, von Erzbischof Adalbert von Mainz errichtet. Ein Brand im Jahr 1142 verursachte erhebliche Schäden, aber die Kirche wurde schnell wieder aufgebaut und 1148 neu geweiht. Die romanische Kirche hatte eine dreischiffige Basilika mit zwei Querschiffen und zwei Chören, was ihre doppelte Weihe widerspiegelte.

Hochgotischer Wiederaufbau

Pläne für einen Neubau entstanden 1238, aber die eigentlichen Bauarbeiten begannen in den 1270er Jahren. Die neue gotische Kirche sollte besonders beeindruckend sein, und 1308 wurde der neue Hochaltar geweiht. Die Kirche war größtenteils Mitte des 14. Jahrhunderts fertiggestellt, wobei die Gewölbe um 1370 vollendet wurden. Die neue Struktur behielt das romanische Layout bei, fügte jedoch zusätzliche Seitenschiffe hinzu und schuf eine fünfschiffige Hallenkirche. Dieses Design war seiner Zeit voraus und antizipierte die spätgotischen Hallenkirchen des 15. Jahrhunderts.

Spätgotische Veränderungen

Ein großer Brand im Jahr 1472 verursachte umfangreiche Schäden, einschließlich der Zerstörung der Glockentürme, des Daches und Teilen der Gewölbe. Die Kirche wurde bis 1500 wieder aufgebaut und erhielt eine neue Sakristei, ein Kapitelhaus und das markante dreitürmige Ostende. Die Seitentürme wurden 1495 mit eleganten Spitzen neu errichtet, und der zentrale Turm wurde hinzugefügt. Der spätgotische Marienaltar, der um 1510 entstand, ist ein bemerkenswertes Merkmal der Kirche und zeigt kunstvolle Schnitzereien und Heiligenfiguren.

Das Kapitelhaus und der Kreuzgang

Obwohl Dokumente aus den Jahren 1317 und 1363 einen Kreuzgang erwähnen, wird allgemein angenommen, dass St. Severi nie einen voll entwickelten Kreuzgang hatte. Stattdessen war das Kapitelhaus wahrscheinlich ein Raum innerhalb der Kirche selbst. Nach dem Brand von 1472 wurden auf der Nordseite eine neue Sakristei und ein neues Kapitelhaus gebaut, und ein neuer Kreuzgang wurde bis 1495 fertiggestellt.

Die Moderne

Im 17. Jahrhundert erfuhr die Kirche bedeutende Veränderungen, darunter ein neuer barocker Hochaltar des Bildhauers Johann Andreas Gröber. Die Kirche wurde 1803 säkularisiert und 1813-14 von französischen Truppen als Krankenhaus genutzt. Trotz dieser Veränderungen bleibt St. Severi ein lebendiger Teil des religiösen und kulturellen Lebens von Erfurt.

Heute steht die St. Severi Kirche als Zeugnis der reichen Geschichte und architektonischen Entwicklung Erfurts. Ihre hohen Türme, die filigranen gotischen Details und ihre historische Bedeutung machen sie zu einem Muss für jeden, der diese schöne Stadt erkundet. Ob ihr Architekturbegeisterte, Geschichtsinteressierte oder einfach neugierige Reisende seid, St. Severi bietet einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit und ein beeindruckendes Beispiel gotischer Handwerkskunst.