Die Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale), Deutschland, sind ein beeindruckendes Zeugnis des nachhaltigen Erbes von August Hermann Francke, einem Theologen und Pädagogen, dessen Vision die soziale und bildungspolitische Landschaft des 18. Jahrhunderts maßgeblich veränderte. Gegründet im Jahr 1698, haben sich diese Institutionen zu einer Vielzahl von kulturellen, wissenschaftlichen, pädagogischen und sozialen Einrichtungen entwickelt und sind ein einzigartiges Beispiel für zweckgebundene Architektur und Gemeinwesenarbeit.
Die Geschichte der Franckeschen Stiftungen beginnt mit der Ernennung von August Hermann Francke zum Pastor der St.-Georgen-Kirche in Glaucha (heute ein Teil von Halle) im Jahr 1691. Angesichts weitverbreiteter Unwissenheit und moralischen Verfalls in seiner Gemeinde initiierte Francke Katechismusklassen für Kinder und Erwachsene. Seine Bemühungen, das Leid armer Kinder zu lindern, führten zur Gründung einer Armenschule, die durch Kirchensammlungen finanziert wurde.
Eine bedeutende Spende im Jahr 1695 stellte einen Wendepunkt für Franckes Bestrebungen dar. Mit diesem finanziellen Schub eröffnete er eine Schule für arme Kinder in einem Raum des Pfarrhauses, die schnell einen hervorragenden Ruf erlangte. Mit der steigenden Zahl der Schüler erweiterte Francke seine Bildungsinitiativen und gründete 1695 das Pädagogium für Kinder aus adeligen und wohlhabenden Familien sowie 1697 eine Lateinschule für Jungen aus bürgerlichen Familien. Diese Schulen hatten das Ziel, Seelen durch rigorose Bildung zu retten, einschließlich des Unterrichts von Mädchen im Lesen und Schreiben – ein fortschrittlicher Schritt für die damalige Zeit.
Angesichts der katastrophalen Bedingungen, unter denen Waisen und bedürftige Kinder außerhalb der Schule lebten, entwickelte Francke die Idee eines Waisenhauses. Mithilfe von Wahlprivilegien und großzügigen Spenden legte er 1698 den Grundstein für ein großes Gebäude. Im April 1701 wurde das Waisenhaus, das auch als Hauptgebäude der Franckeschen Stiftungen diente, eingeweiht.
Das Waisenhaus war nicht nur ein Zufluchtsort, sondern ein Zentrum verschiedener Unternehmen, die seinen Betrieb unterstützten. Eine Buchhandlung, eine Druckerei, eine Buchbinderei, eine Apotheke und ein Naturkundekabinett wurden eingerichtet und generierten Einnahmen, die das Wachstum der Stiftungen förderten. Die Hallische Zeitung, eine dreimal wöchentlich erscheinende Zeitung, begann 1708 mit der Veröffentlichung und festigte den Einfluss der Stiftungen weiter.
Im 18. Jahrhundert erweiterten die Franckeschen Stiftungen ihren Einfluss und ihre Reichweite. Neue Gebäude wurden errichtet, darunter ein dreistöckiges Fachwerkhaus für Waisenmädchen im Jahr 1709 und das Englische Haus für Studenten aus England im Jahr 1710. Im selben Jahr gründete Francke gemeinsam mit Baron Carl Hildebrand von Canstein das Canstein Bibel-Institut, das im Laufe der Jahrhunderte Millionen erschwinglicher Bibeln druckte.
Die Stiftungen wurden zu einem Tor zur Welt, mit pietistischen Geistlichen, die ihren Einfluss auf die Baltischen Staaten, Russland, Polen, Böhmen, Slowenien, Skandinavien, England, Holland, Indien und Nordamerika ausdehnten. Ein globales Korrespondenznetzwerk entstand, das den Austausch von Ideen und Unterstützung förderte.
Das 20. Jahrhundert brachte erhebliche Herausforderungen für die Franckeschen Stiftungen. Während der Nazi-Zeit balancierten die Stiftungen zwischen Anpassung, Unterstützung und Widerstand gegen die Ideologie des Regimes. Trotz der Unruhen blieb die Lateinschule (Latina) eine der wenigen humanistischen Gymnasien im Land. Der Zweite Weltkrieg verursachte Schäden an mehreren Gebäuden, darunter Franckes Wohnhaus und die Latina, während eines Luftangriffs im März 1945.
Die Nachkriegszeit unter der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) führte zum Verlust der Autonomie der Stiftungen und deren Verfall. Einige Gebäude wurden für Bildungszwecke umfunktioniert, während andere verfielen. Der Bau einer Autobahn durch das Stiftungsgelände in den 1970er Jahren störte das Areal weiter.
Die Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 ebnete den Weg für die Restaurierung und Wiederbelebung der Franckeschen Stiftungen. Die historischen Gebäude wurden renoviert, und die Stiftungen wurden 1992 als Stiftung des öffentlichen Rechts neu gegründet. Als nationales Kulturdenkmal anerkannt, wurden die Stiftungen 2001 in das Blaue Buch bedeutender kultureller Institutionen in Ostdeutschland aufgenommen.
Heute sind die Franckeschen Stiftungen eine lebendige Institution von nationaler Bedeutung mit zahlreichen internationalen Kooperationen. Besucher können das historische Waisenhaus besichtigen, das den ältesten bürgerlichen Museumsraum Deutschlands, das Francke-Kabinett, das Kinderkreativzentrum Krokoseum und die historische Bibliothek der Stiftung mit ihrem barocken Bühnenmagazin beherbergt. Die Freylinghausen-Halle, einst ein Versammlungsraum, dient heute als Veranstaltungsort für verschiedene Events und Konzerte.
Das anhaltende Erbe der Franckeschen Stiftungen ist ein Zeugnis der visionären Arbeit von August Hermann Francke. Von ihren bescheidenen Anfängen als Armenschule bis zu ihrem heutigen Status als vielschichtige kulturelle und pädagogische Institution inspirieren und dienen die Stiftungen weiterhin der Gemeinschaft und verkörpern den Geist der Philanthropie und Bildung, der Franckes Lebenswerk prägte.
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