Die Moritzburg in Halle (Saale), eine eindrucksvoll rekonstruierte Burgruine, zeugt von der reichen Geschichte und architektonischen Pracht der Stadt. Gegründet im Jahr 1484, wurde diese spätgotische Festung ursprünglich als Residenz der Erzbischöfe von Magdeburg erbaut. Heute zählt sie zu den imposantesten Bauwerken der Stadt Halle und fasziniert Besucher mit ihrer bewegten Vergangenheit und kulturellen Bedeutung.
Die Geschichte der Moritzburg ist eng mit der Geschichte von Halle verknüpft. Im 13. Jahrhundert gelang es dem mächtigen Salzadel, den sogenannten Pfännern, die Stadt allmählich von der Einflussnahme des Erzbischofs von Magdeburg durch den Kauf verschiedener Freiheiten und Privilegien zu befreien. Bereits 1263 hatte Halle praktisch politische Autonomie erreicht. Doch im 15. Jahrhundert entstand eine neue Opposition der bedeutenden Handwerkszünfte, die im Stadtrat, der von den alten Stadtpatriziern, den Pfännern, dominiert wurde, vertreten sein wollten. Diese Opposition verbündete sich mit dem Erzbischof und öffnete 1479 seine Truppen die Stadttore. Nach kurzem Widerstand zog der 14-jährige Erzbischof Ernst von Wettin in die Stadt ein, was das Ende der städtischen Freiheit markierte. Der Calber Landtag erließ 1479 eine Regimentordnung, die den Bau einer befestigten Burg in Halle zur Sicherung der städtischen Ordnung und Ruhe vorschrieb.
Die Bauarbeiten an der Moritzburg begannen sofort, mit ersten Vermessungen im April 1479. Die Suche nach einem geeigneten Standort war aufgrund der schlechten Bodenverhältnisse schwierig, doch schließlich wurde ein Platz innerhalb der Stadtmauern auf dem ehemaligen Gelände des jüdischen Dorfes im Nordwesten der Stadt gewählt. Am 25. Mai 1484 legte Erzbischof Ernst persönlich den Grundstein für seine neue Residenz, die nach dem Schutzpatron des Landes, St. Mauritius, Moritzburg genannt wurde. Ernst von Wettin und sein Nachfolger, Albrecht von Brandenburg, entwickelten mit der Moritzburg ein einzigartiges Residenzprogramm, das erstmals in Deutschland Elemente einer Festung und eines Palastes kombinierte. Das Design der Burg weist spätgotische Formen auf, aber ihr nahezu regelmäßiger quadratischer Grundriss, die einheitlichen Stockwerksniveaus und die horizontal betonten Fassaden deuten auf eine frühmoderne Struktur hin. Die Bauleitung lag zunächst bei Peter Hanschke aus Ostpreußen und später bei Andreas Günther, dem Oberbaumeister der Erzstifte Mainz und Magdeburg.
Der Grundriss der Moritzburg bildet ein nahezu regelmäßiges Rechteck von etwa 72 mal 85 Metern. Die Burg wurde hauptsächlich aus Bruchstein errichtet. Ein 20 bis 25 Meter breiter und 10 Meter tiefer, ehemals sumpfiger Graben umgibt die Süd-, Ost- und Nordseite, während die Westseite durch ein gestuftes Vorwerk-System zur Saale hin geschützt ist. Der geräumige Innenhof, groß genug für Feste, Prozessionen oder Ritterturniere, ist auf das Niveau der Stadtstraßen angehoben.
Der Westflügel ist die Haupt- und beeindruckendste Seite der Burg. Die oberen Stockwerke beherbergten einst prächtige Säle, und das gewölbte obere Kellergeschoss wird heute vom Museum für Ausstellungen genutzt. Die oberen Stockwerke, die heute größtenteils in Ruinen liegen, beherbergten die prunkvollen Staatsgemächer des Erzbischofs. Der nördliche Teil enthielt die Wohnräume des Fürsten und die Bibliothek des Erzbischofs. Besonders bemerkenswert ist die zentrale Treppe an der Hofseite, eine der frühesten Beispiele im deutschsprachigen Raum für eine in das Gebäude integrierte Treppe.
Der Nordflügel beherbergte ursprünglich den Haupteingang, erkennbar an einem schönen Wappenfries. Dieser Eingang wurde 1616 versiegelt. Über dem Kellergeschoss befanden sich zwei Stockwerke, die als Büros für Beamte und als Archiv genutzt wurden. 1894, anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Universität Halle, wurden Fecht- und Turnhallen hinzugefügt, die bis 1990 für den Sportunterricht genutzt wurden. Die Schlosskapelle, die Maria Magdalena geweiht ist, begann zwei Jahre nach dem Einzug des Erzbischofs mit dem Bau und wurde 1509 geweiht.
Die Ostseite zeichnet sich durch den Eingangsturm zur Stadt aus, der ein Wohnturm mit einer Kapelle im Erdgeschoss war. Der Eingang war leicht gekrümmt gestaltet, um direkte Angriffe auf das Tor zu verhindern. Der ursprüngliche Ostflügel bestand aus einem schmalen zweigeschossigen Wehrgang mit Arkadenöffnungen und Schießscharten. 1777 wurde auf den Fundamenten des alten Wehrgangs ein barockes Gebäude, der sogenannte Lazarettbau, für die preußische Garnison errichtet. Die südöstliche Bastion wurde 1913 für das Museum erweitert, und heute beherbergt der nordöstliche Turm den 1972 gegründeten Studentenclub Turm.
Heute ist die Südseite nicht mehr original. Sie enthielt einst Nutzgebäude, die Küche, die Wohnung des Burgkapitäns und wichtige Brunnen. Wahrscheinlich befanden sich hier auch die Stallungen. Von 1582 bis 1680 war die Münze des Erzbischofs im hohen Gewölbe unterhalb des Hofniveaus untergebracht. Das Talamt, ein zwischen 1901 und 1904 auf den Fundamenten des ursprünglichen Fachwerk-Nutzgebäudes errichtetes Museumsgebäude, integriert zwei große Räume des ursprünglichen Talamts, die Gerichts- und Banketträume, die aufgrund von Straßenerweiterungen 1881 verlegt wurden. Das Talamt der Halloren, zwischen 1594 und 1607 erbaut, diente als Sitz des Salzgrafen, des Talgerichts und als Zunfthaus der Halloren.
Die Herrschaft von Ernst von Wettin ist gekennzeichnet durch seinen Sieg über Halle im Jahr 1479 und seine umfangreiche Förderung der neuen Residenzstadt. Sein Nachfolger, Albrecht V. von Brandenburg, trug zahlreiche prestigeträchtige Titel und machte die Moritzburg zu seiner Lieblingsresidenz. 1517 lud Albrecht den Dominikaner Johann Tetzel nach Moritzburg ein, was einen Anstieg des Ablasshandels zur Finanzierung seiner umfangreichen Reliquiensammlung, bekannt als das Hallesche Heiltum, auslöste. Diese Sammlung, die in der Schlosskapelle und später im Dom untergebracht war, umfasste 353 Reliquiare mit 21.484 einzelnen Reliquien und war die bedeutendste ihrer Art in Deutschland. Nach der Reformation verließ Albrecht die Stadt und zog sich nach Mainz zurück.
Während des Dreißigjährigen Krieges zogen Halle und die Moritzburg wiederholt Truppen an. Im Oktober 1625 besetzte Wallenstein die Stadt und die Festung. Nach der Niederlage bei Breitenfeld zog sich Tilly nach Moritzburg zurück, verfolgt von den Schweden. Im September 1631 eroberte der schwedische König Gustav Adolf Halle und Moritzburg ohne Widerstand. Der Prager Frieden (1635) erkannte Herzog August von Sachsen-Weißenfels als neuen Erzbischof an. Während einer weiteren Belagerung durch die Schweden brach am 6. Januar 1637 ein Feuer in der Burg aus, das die oberen Stockwerke der West- und Nordseite sowie die Kapelle zerstörte. Die Garnison kapitulierte daraufhin. Am 19. März 1639 sprengten sächsische Truppen die südwestliche Bastion, was die schwedische Garnison zur Aufgabe zwang.
Heute steht die Moritzburg als bemerkenswertes historisches und kulturelles Wahrzeichen in Halle und bietet Besuchern einen Einblick in die bewegte Vergangenheit und das architektonische Erbe der Stadt. Die Umwandlung der Burg in ein Museum im Jahr 1904 und ihre anschließenden Erweiterungen haben sie zu einer bedeutenden kulturellen Institution gemacht, die Kunstliebhaber und Geschichtsinteressierte gleichermaßen anzieht.
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