Auf den ruhigen Höhen des Sonnenstein-Hügels in Pirna, Sachsen, befindet sich das Sonnenstein-Euthanasiezentrum, lokal auch als Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein bekannt. Dieser Ort, der einst ein Platz der Heilung und Pflege war, wurde während des Nazi-Regimes zu einem Zentrum unvorstellbarer Gräueltaten umgewandelt. Heute dient er als Gedenkstätte und Ort der Reflexion, der Besucher über die schrecklichen Ereignisse informiert, die hier stattfanden, und das Andenken der Opfer ehrt.
Die Geschichte des Sonnenstein-Hügels ist lang und vielfältig. Ursprünglich befand sich hier eine Festung, die 1811 in eine psychiatrische Anstalt umgewandelt wurde. Diese Klinik erlangte unter der Leitung von Ernst Gottlob Pienitz einen Ruf für ihre fortschrittlichen Behandlungsmethoden. Im Laufe der Jahre wurde die Einrichtung erweitert und entwickelte sich bis Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer bedeutenden staatlichen Pflegeeinrichtung.
Mit dem Aufstieg des Nazi-Regimes änderte sich jedoch alles drastisch. 1928 wurde Hermann Paul Nitsche, ein Befürworter von Rassenhygiene und Euthanasie, Direktor des Krankenhauses. Unter seiner Führung wurden Zwangssterilisationen und Nahrungsrationierungen für als genetisch minderwertig betrachtete Patienten eingeführt. Im Dezember 1939 wurde das Krankenhaus geschlossen und als Reservelazarett und Umsiedlungslager umfunktioniert.
1940 wurde im Rahmen des Nazi-Programms Aktion T4 das Sonnenstein-Euthanasiezentrum eingerichtet. Dieses Programm zielte darauf ab, Menschen zu töten, die als lebensunwert galten, darunter Personen mit geistigen und körperlichen Behinderungen. Das Zentrum in Pirna-Sonnenstein war eines von sechs solchen Einrichtungen im Dritten Reich, in denen systematisch über 70.000 Menschen ermordet wurden.
Unter der Leitung von Dr. Horst Schumann und seinem Team, darunter Ärzte mit Decknamen wie Dr. Storm und Dr. Bader, wurden im Keller des C-16-Gebäudes eine Gaskammer und ein Krematorium installiert. Die Einrichtung war stark bewacht und von hohen Mauern und Zäunen umgeben, um die Gräueltaten zu verbergen.
Am 28. Juni 1940 begann das Zentrum mit seinen schrecklichen Operationen. Opfer, darunter psychiatrische Patienten und Häftlinge aus Konzentrationslagern, wurden nach Sonnenstein gebracht, wo sie unter dem Vorwand einer Dusche in die Gaskammer geführt wurden. Dort wurden sie mit Kohlenmonoxid vergast und ihre Leichen anschließend verbrannt. Zwischen 1940 und 1941 wurden hier über 14.751 Menschen ermordet.
Das Sonnenstein-Euthanasiezentrum spielte auch eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Holocausts. Im Sommer 1941 wurden über tausend Konzentrationslagerhäftlinge im Rahmen der Aktion 14f13 in Sonnenstein ermordet, einer Vorstufe zur massenhaften Vernichtung der Juden im Holocaust. Die Techniken und das Personal aus dem Euthanasie-Programm wurden später in den Vernichtungslagern der Aktion Reinhardt, darunter Belzec, Sobibor und Treblinka, eingesetzt.
Im August 1941 wurde das offizielle Euthanasie-Programm eingestellt und die Gaskammer sowie das Krematorium in Sonnenstein abgebaut. Die Einrichtung wurde dann in ein Militärkrankenhaus für die Wehrmacht umgewandelt. Trotz der Einstellung der Operationen blieb das Erbe der in Sonnenstein begangenen Gräueltaten in der Region präsent.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gerieten die Schrecken des Sonnenstein-Euthanasiezentrums weitgehend in Vergessenheit, und der Ort wurde für verschiedene Zwecke genutzt, darunter als Fabrik. Erst in den 1980er Jahren begannen Bemühungen, die Opfer anzuerkennen und zu gedenken. 1991 wurde die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein gegründet, um das Andenken der hier Verstorbenen zu ehren.
Heute umfasst die Gedenkstätte erhaltene Teile der ursprünglichen Gebäude sowie Ausstellungen, die detaillierte Berichte über die Ereignisse liefern. Besucher können die Geschichte des Ortes erkunden, mehr über die Opfer erfahren und über die Auswirkungen dieser Gräueltaten nachdenken. Die Gedenkstätte dient auch als Bildungszentrum und bietet Programme und Ressourcen, um das Bewusstsein für den Holocaust und die Bedeutung der Menschenrechte zu fördern.
Ein Besuch im Sonnenstein-Euthanasiezentrum ist eine tief bewegende Erfahrung. Beim Spaziergang über das Gelände spürt ihr das Gewicht der Geschichte und die Ernsthaftigkeit des Ortes. Die Ausstellungen sind sorgfältig kuratiert und bieten eine umfassende und respektvolle Darstellung der Ereignisse und ihrer Bedeutung.
Einer der eindrucksvollsten Bereiche der Gedenkstätte ist die ehemalige Gaskammer, wo das Ausmaß der Gräueltaten deutlich wird. Die Gedenkstätte enthält auch eine Namenswand, die die bekannten Opfer auflistet, sowie eine Reihe von Tafeln und Markierungen, die zusätzliche Informationen und Kontext bieten.
Neben den historischen Ausstellungen bietet die Gedenkstätte Führungen, Vorträge und Workshops an, die tiefer in die Geschichte und die Auswirkungen der Ereignisse in Sonnenstein eintauchen. Diese Programme sind darauf ausgelegt, ein größeres Verständnis der Vergangenheit zu fördern und die Besucher dazu zu ermutigen, über die Bedeutung von Toleranz, Empathie und Menschenwürde nachzudenken.
Das Sonnenstein-Euthanasiezentrum steht als kraftvolles Mahnmal für die Fähigkeit des Menschen zu Grausamkeit und die Bedeutung des Erinnerns und Lernens aus der Geschichte. Es ist ein Ort der Reflexion, Bildung und des Gedenkens, der sicherstellt, dass die Opfer dieser Gräueltaten niemals vergessen werden und dass solche Schrecken nie wieder geschehen. Ein Besuch dieser Gedenkstätte ist nicht nur eine Reise durch die Geschichte, sondern auch ein Aufruf, die Werte von Mitgefühl und Gerechtigkeit in unserer heutigen Welt zu bewahren.
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