Im Zentrum von Halberstadt in Sachsen-Anhalt befindet sich das Gleimhaus, eines der ältesten Literaturmuseen Deutschlands. Das Fachwerkhaus, das 1862 gegründet wurde, war einst das Zuhause des bekannten Dichters und Sammlers Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719–1803). Das Museum bietet nicht nur Einblicke in das Leben und die Zeit Gleims, sondern präsentiert auch eine umfangreiche Sammlung von Porträts, Manuskripten und Büchern, die die literarische und soziale Kultur des 18. Jahrhunderts beleuchten.
Johann Wilhelm Ludwig Gleim war ein gefeierter Dichter seiner Zeit, bekannt für sein vielfältiges Werk, das humorvolle Lieder, Romanzen, Kriegslieder und Fabeln umfasste. Sein Versuch in Scherzhaften Liedern (1744/1745) gilt als wichtiges frühes Dokument der deutschen anakreontischen Dichtung. Seine Romanzen beeinflussten die Balladenlyrik der Sturm-und-Drang-Generation, und seine Preußischen Kriegslieder (1757/1758) waren ein Meilenstein in der Einbindung volkstümlicher Elemente in die deutsche Dichtung. Auch wenn er später von anderen literarischen Entwicklungen etwas in den Schatten gestellt wurde, bleibt Gleim eine bedeutende Figur als Mäzen, Sammler und Verfechter des Freundschaftskults seiner Zeit.
Gleim zog 1747 nach Halberstadt, um dort als Domsekretär oder Verwalter des Domkapitels zu arbeiten. Angetrieben von einer sozialethischen Vorstellung von Freundschaft, schuf er ein Netzwerk literarischer Kommunikation und machte Halberstadt zu einem literarischen Zentrum. Seine Sammlungen, die eine einzigartige Kombination aus Porträts, Büchern und Briefen darstellen, dienten dazu, seine abwesenden Freunde durch ihre Bilder, Werke und Korrespondenzen zum Leben zu erwecken.
Das Gleimhaus verfügt über eine beeindruckende Sammlung, die Gleims Leidenschaft für Literatur und Freundschaften widerspiegelt. Das Museum beherbergt etwa 130 Porträtgemälde von Persönlichkeiten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, darunter Größen wie Ewald von Kleist, Karl Wilhelm Ramler, Johann Joachim Winckelmann, Gotthold Ephraim Lessing, Friedrich Gottlieb Klopstock, Anna Louisa Karsch, Sophie von La Roche und Jean Paul. Diese Porträts, geschaffen von einigen der bedeutendsten Künstler der Zeit wie Anton Graff und Jens Juel, bieten eine visuelle Darstellung des intellektuellen und kulturellen Umfelds jener Epoche.
Ein weiteres Highlight des Museums ist Gleims umfangreiches Briefarchiv. Die Sammlung umfasst etwa 10.000 Briefe aus über 500 Korrespondenzen, darunter Schriftwechsel mit bedeutenden Persönlichkeiten wie Lessing, Klopstock, Wieland, Herder und Anna Louisa Karsch. Dieses Archiv bietet unschätzbare Einblicke in die wissenschaftlichen, sozialen und literarischen Interaktionen des 18. Jahrhunderts.
Darüber hinaus bewahrt das Gleimhaus eine der größten Privatbibliotheken des 18. Jahrhunderts, die etwa 12.000 Bände umfasst. Die Sammlung deckt ein breites Themenspektrum ab, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der europäischen Literatur der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sie enthält über 50 Inkunabeln, etwa 800 Titel aus dem 16. Jahrhundert und ungefähr 1.200 aus dem 17. Jahrhundert. Die Bibliothek besitzt auch zahlreiche Widmungsexemplare, die ihren historischen Wert weiter steigern.
Nach Gleims Tod wurden seine Sammlungen von seinem Großneffen Friedrich Wilhelm Körte verwaltet, der sie in seinem eigenen Haus in der Nähe des Halberstädter Doms aufbewahrte und Werke daraus veröffentlichte. Nach Körtes Tod wurden die Sammlungen im Domgymnasium aufbewahrt, bis die Gleim-Familienstiftung 1861 Gleims ehemaliges Haus erwarb. Die Sammlungen wurden dann 1862 öffentlich zugänglich gemacht und unter dem Namen Gleimhaus bekannt, wodurch es zu einem der ältesten Literaturmuseen Deutschlands wurde.
Im späten 19. Jahrhundert wurden die Bestände des Museums durch die Hinzufügung von grafischen, Buch- und Manuskriptsammlungen des Halberstädter Oberdompredigers Christian Friedrich Bernhard Augustin erweitert. Das Museum entwickelte auch eine eigene Sammlung von Drucken und Zeichnungen, die heute etwa 12.000 Blätter umfasst, die vom späten 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart reichen, mit einem Schwerpunkt auf Porträtgrafiken des 18. und 19. Jahrhunderts.
1898 verkaufte die Gleim-Familienstiftung das Haus und die Sammlungen an die Stadt Halberstadt, die das Museum bis Ende 1994 verwaltete. Während des Zweiten Weltkriegs ging ein bedeutender Teil der historischen Buchsammlung sowie einige Manuskripte und Gemälde verloren oder wurden zerstört. Das Museum wurde jedoch im August 1946 wiedereröffnet und hat sich seitdem weiterentwickelt und vergrößert.
1994 wurde eine Museumserweiterung abgeschlossen, die zusätzliche Lagerräume, Lesesäle, Veranstaltungsräume und eine Papierrestaurierungswerkstatt bereitstellte. Diese Erweiterung ermöglichte es dem Gleimhaus, seine doppelte Rolle als Museum und Forschungszentrum zu erfüllen. Seit 1995 wird das Museum vom Förderkreis Gleimhaus e. V., einem Unterstützungsverein, betrieben, während die Stadt Halberstadt das Eigentum an Haus und Sammlungen behält.
Heute veranstaltet das Gleimhaus regelmäßig Sonderausstellungen mit eigenen und externen Sammlungen. Die bisher umfangreichste Ausstellung, Das Jahrhundert der Freundschaft: Johann Wilhelm Ludwig Gleim und seine Zeitgenossen, fand 2004 statt. Das Museum erwirbt weiterhin neue Materialien für seine Bibliotheks-, Manuskript- und Grafiksammlungen, oft mit Unterstützung privater Spender und des Landes Sachsen-Anhalt.
Ein Besuch im Gleimhaus bietet eine einzigartige Gelegenheit, das Leben und das Erbe von Johann Wilhelm Ludwig Gleim sowie die reiche literarische und kulturelle Geschichte des 18. Jahrhunderts zu erkunden. Ob ihr Literaturbegeisterte, Geschichtsinteressierte oder einfach neugierig seid, das Gleimhaus ist ein Muss in Halberstadt.
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